VeriSign ermöglicht Zugang zu internationalen Domains

Vergangene Woche startete VeriSign Global Registry, zentraler Datenbankbetreiber für com, net und org, die Phase zwei bei der Einführung multilingualer Internet-Adressen.

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Von
  • Monika Ermert

Vergangene Woche startete VeriSign Global Registry, zentraler Datenbankbetreiber für com, net und org, die Phase zwei bei der Einführung multilingualer Internet-Adressen. Damit bestehe erstmals die Chance, die internationalisierten Domains für Webseiten zu benutzen, teilte die Registrierstelle ihren Registraren mit. "Der Tag, an dem Internet Nutzer in aller Welt fähig sein werden, URLs in ihrer eigenen Sprache in praktisch jeden Webbrowser eingeben zu können, rückt schnell näher," verspricht das Unternehmen euphorisch auf seiner Webseite. Vorerst aber sind die inzwischen rund 900.000 registrierten nicht englischsprachigen Adressen nur als Subdomains unter VeriSigns Adressbereich mltbd.com/net/org (für Multilingual Testbed) erreichbar. Erst im nächsten Schritt sollen die neuen Namen direkt adressiert werden können.

Wer im Moment die Adressen Köln.com, Hütte.net oder Müller.org erreichen will, benötigt außerdem einen der beiden auf der VeriSign-Seite angebotenen Software-Clients. Die Clients, der iClient von i-DNS und WorldConnect von Walid, setzen die nicht englischen Adressen ins Unicode-Format UTF 8 und anschließend in eine ASCII-Kette im Stil von "bq--prgliwitz7f" um. Außerdem verbergen sie im Moment, ähnlich wie der neue TLD-Anbieter New.net, den Status als Unterdomain.

Mit diesem Übergangsschritt sichert sich VeriSign in verschiedener Hinsicht ab: "Mit der stufenweisen Einführung der Auflösung [der neuen Domain-Names] soll die Stabilität der mehr als 30 Millionen com-, net- und org-Adressen abgesichert werden, die VeriSign derzeit registriert", schreibt das Unternehmen in seiner Pressemitteilung. Vorerst laufen so alle Anfragen nach den Nicht-ASCII-Domains auf VeriSigns eigens dafür bereitgestellte Server.

Ein weiterer Grund mag auch sein, dass man nicht an einer Konfrontation mit der Internet Engineering Task Force und der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) interessiert ist. Eine spezielle Arbeitsgruppe der IETF arbeitet noch an einem verbindlichen Standard und ist vor allem auf VeriSigns Software-Provider Walid gar nicht gut zu sprechen, da sich das Unternehmen einen möglicherweise weit reichenden Patentschutz auf die Kodierung der internationalen Zeichensätze als ASCII-kompatible Strings gesichert hat. Auch innerhalb von ICANN arbeiten mehrere Arbeitsgruppen an Empfehlungen. Würde VeriSign das System tatsächlich schon jetzt im DNS einführen, hätte es den ihm zugebilligten Testcharakter verloren. Mit dem Hinweis auf die Phase drei, in der die direkte Adressierung der nicht englischen Adressen per Client oder IDN-fähigem Browser möglich sein wird, erhöht das Unternehmen zugleich den Druck auf die Standardisierer.

Wer schon jetzt ohne Client eine chinesische, arabische oder deutsche Adresse sucht, kann das übrigens per Unicode-fähigem Browser tun. Mithilfe eines auf VeriSigns Seite verfügbaren Konversionstools lässt sich die RACE-Kodierung (Row-based Ascii Compatible Encoding , RACE) beschaffen, mit der man dann unter www.[race].mltbd.com – beziehungsweise .net oder .org – sein Glück versuchen kann.

Allerdings sind zwar beispielsweise bereits einige deutschsprachige Adressen vergeben – "Köln" etwa ging zweimal nach Spanien (com und org) und einmal nach USA (net) – doch noch erzeugen Abrufe dieser Adressen lediglich eine Fehlermeldung. Auch auf den Webseiten der Testbed-Registrare ist es merkwürdig still um den neuen Service. Der Bedarf ist zumindest für den europäischen Bereich offensichtlich doch nicht so drängend wie die Eile des Anbieters. Anders könnte es für asiatische Adressen aussehen. Das China Network Information Center startete hier seinerseits mit der Registrierung komplett chinesischsprachiger TLDs, statt auf ".cn" enden diese auf die chinesischen Schriftzeichen für China. (Monika Ermert) / (wst)