VeriSign ringt um .com-Deal

Domain-Verkäufer VeriSign steht wahrscheinlich kurz vor dem Abschluss des Vertrages, der dem Ex-Monopolisten weiterhin das Recht zusichert, als Datenbankbetreiber (Registry) und Registrar für .com-Domains tätig zu sein.

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Von
  • Monika Ermert

Domain-Verkäufer VeriSign steht wahrscheinlich kurz vor dem Abschluss des Vertrages, der dem Ex-Monopolisten weiterhin das Recht zusichert, als Datenbankbetreiber (Registry) und Registrar für .com-Domains tätig zu sein. Das US-Handelsministerium (DoC), das dem neuen Vertrag bis Montag zustimmen wollte, scheint aber in letzter Minute noch auf Änderungen zu drängen.

Der Anfang Mai unter großer Kritik im Vorstand der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) durchgepeitschte Vertrag soll VeriSign den Betrieb der .com-Domain auf unbestimmte Zeit sichern, ohne dass das Unternehmen sich vom hauseigenen Registrar VeriSign/Network Solutions trennen soll. Das DoC hat allerings immer noch die Oberaufsicht über die ICANN inne und muss solchen Verträgen zustimmen.

Das Department of Commerce scheint nun noch Änderungen im Vertragstext durchsetzen zu wollen – Interventionen gegen den VeriSign-Deal meldete nach einem Bericht der Washington Post auch das US-Justizministerium an. Danach soll das US-Justizministerium Bedenken wegen möglicher Wettbewerbsverzerrungen angemeldet haben. Bedenken aus wettbewerbsrechtlicher Sicht dürften auch Vertreter der Europäischen Union im DoC angemeldet haben. Vertreter der EU hätten, so war aus Brüssel zu erfahren, in den vergangenen Wochen Gespräche mit den Verantwortlichen im DoC geführt. Die Brüsseler Wettbewerbshüter prüfen derzeit bereits mindestens eine Wettbewerbsklage gegen den Ex-Monopolisten.

1999 hatte die DG Wettbewerb ein Verfahren gegen die damalige Network Solutions Inc. (NSI) erst eingestellt, nachdem das Unternehmen den Verkauf entweder von Registry- (zentraler Datenbankbetrieb) oder Registrarfunktion (Endkundenggeschäft) in Verträgen mit DoC und ICANN zugesichert hatte. Doch genau diese Entbündelung wollte VeriSign, noch immer deutlicher Marktführer, mit den umstrittenen neuen Verträgen abwenden.

Ob das DoC nun weitere Auflagen macht, um den Deal auch den US- und europäischen Kartellbehörden schmackhaft zu machen, darüber schweigen sich derzeit alle Beteiligten aus. Bei der zuständigen NTIA-Sachbearbeiterin und der zuständigen Pressestelle wurden alle Anfragen freundlich von Anfrufbeantwortern aufgenommen. Auch die Brüsseler Kartellbehörden samt Sprecherdienst sind zu keinerlei Stellungnahme bereit.

VeriSigns Politik-Stratege Roger Cochetti lehnte es in einer Internet-Radio-Diskussion gestern nachmittag in Washington ab, zu den laufenden Verhandlungen um die begehrte .com-Registry Stellung zu nehmen. "Wir verhandeln mit dem Department of Commerce über die zwischen ICANN und uns vereinbarten Verträge und rechnen mit einem baldigen Abschluss", sagte Cochetti.

Hinter verschlossenen Türen in Washington dürfte zäh um den Kompromiss gerungen werden, der irgendwie als politisch korrekt verkauft werden kann und sich auch an der Wall Street gut verkaufen lässt, die auf die neuen Verträge mit einer ersten Kurssteigerung nach dem Tief Ende letzten Jahres reagiert hatte. (Monika Ermert) / (wst)