Verifone H5000: Handel fordert nach Ausfall der Kartenterminals Konsequenzen
Der Handelsverband Deutschland hat mit einer Umfrage erfasst, wie sehr der Ausfall einiger Kartenterminals im Mai schadete. Eine Aufarbeitung wird gefordert.
Ende Mai standen viele Menschen unzufrieden an Karten-Terminals in Geschäften. Teilweise ging nichts mehr. Manche Händler stellten Schilder vor ihre Läden, die sagten, dass man hier gerade mit einer Giro- oder Kreditkarte nicht weiterkäme. Menschen mussten sich Bargeld besorgen, um überhaupt einkaufen gehen zu können, manche blieben deshalb ganz fern. Dementsprechend verärgert blickt der Handel auf die Zeit ab dem 24. Mai zurück.
Die meisten Probleme mit den Karten-Terminals wurden mittlerweile behoben. Wie sich herausstellte, hatte ein Teil des im deutschen Handel weitverbreiteten Kartenterminal-Modells H5000 des amerikanischen Herstellers Verifone den Dienst verweigert. Über Verifone und verschiedene Zahlungsabwickler, darunter Payone und Concardis, wurden in den Zehnerjahren über 300.000 dieser Geräte ausgeliefert. Laut Branchenexperten sind momentan noch etwa 100.000 davon im Einsatz.
Tagelang betroffen, einige Umsatzausfälle
Laut einer Umfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE) unter 800 Handelsunternehmen, die der DPA vorliegt, waren 22 Prozent der befragten Unternehmen von den tagelangen Ausfällen betroffen. Drei Viertel von ihnen klagten über Umsatzausfälle. Bei 83 Prozent der Betroffenen dauerten die Störungen der Umfrage zufolge mindestens vier Tage, 70 Prozent der Befragten gaben an, dass sie länger als sieben Tage auf das Terminal verzichten mussten. Immerhin konnten Kunden teils über alternative Verfahren bezahlen, darunter Rechnungskauf, Lastschrift, Terminals anderer Hersteller oder Paypal. Angestellte von heise treffen noch immer auf Geräte, die nur per EC-Karte und Lastschrift funktionieren, aber nicht per Apple Pay oder mit anderen Kreditkarten (egal ob drahtlos oder mit Chip).
HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth verlangt nun, dass die Terminalbetreiber die Ursachen transparent aufarbeiten und für die Zukunft sicherstellen, dass ein solch kompletter Ausfall durch Notfallsysteme oder bessere interne Sicherungsmaßnahmen nicht erneut passieren könne. "Die vor wenigen Wochen aufgetretenen Störungen bei vielen Zahlungsterminals hatten eine nie zuvor gesehene Dimension. Hier gingen Umsätze verloren, Kundinnen und Kunden waren zeitweise extrem verunsichert", unterstreicht Genth.
Über die Ursachen wird tatsächlich noch gerätselt. Viele Experten vermuteten einen Zertifikatsfehler als Ursache. Laut Verifone lag der Grund in einer "Software-Fehlfunktion". Zugleich betonte der Konzern, "dass das Problem nicht mit dem Ablauf eines Zertifikats oder einer Sicherheitslücke zusammenhängt". Aus der Ferne ließ sich das Problem nicht mehr beheben. Angestellte der Handelsketten oder Zahlungsabwickler mussten einen Patch vor Ort einspielen oder alternativ das Gerät austauschen.
Betroffen waren auch Aldi, Netto, Edeka und Co.
Die Kritik des HDE könnte ohnehin an ihn zurückgereicht werden. Das Verifone H5000 gilt als veraltet. Verifone baut oder vertreibt es seit Ende 2019 nicht mehr. Mittlerweile ist es nicht mehr zu den höchsten internationalen Sicherheitsspezifikationen der Kartenfirmen (PCI-DSS 4.0) oder der höchsten Standards der Deutschen Kreditwirtschaft kompatibel. Zwar gelte das Sicherheitsniveau momentan noch als ausreichend, allerdings hat Verifone den Support zu Ende April 2023 bereits abgekündigt. Ein Austausch wird aus Fachkreisen schon länger angemahnt.
Betroffen von den Terminal-Fehlern waren neben etlichen inhabergeführten Geschäften vor allem große Handelsketten, darunter Aldi Nord, Edeka, Netto, Rossmann, dm sowie die Tankstellenkette Esso.
(kbe)