Verisigns DNS-Infrastruktur: Nach Titan jetzt Apollo

Verisigns Apollo-Projekt will das System der firmeneigenen DNS-Server fit für eine Billiarde Anfragen pro Tag machen und damit deren heutige Kapazität vertausendfachen.

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Von
  • Monika Ermert

Verisign wird in den kommenden Jahren rund 300 Millionen US-Dollar für den Ausbau seiner DNS-Infrastruktur ausgeben, gab der Betreiber von .com und .net, des zentralen Servers für die Rootzone und zwei der dreizehn Root Server bekannt. Verisigns technischer Leiter Ken Silva sagte gegenüber heise online, allein durch den Start der kryptographischen Absicherung der Rootzone mittels DNSSEC am 15. Juli werde sich der Datenverkehr auf dem Rootserver verdoppeln. Die größten Anforderungen für den Ausbau sehe er allerdings beim weiteren Betrieb der .com-Zone.

Ob die von Verisign angestellten Hochrechnungen zum künftigen Bedarf im DNS tatsächlich hinkommen, sei dahingestellt. Das Apollo-Projekt soll auf jeden Fall das System der DNS-Server des Unternehmens fit für 1 Billiarde Anfragen pro Tag machen, das Tausendfache der heutigen Kapazität. Fernsehen, Unterhaltung, Smartgrids – all diese Dienste brauchen künftig eine Internetadresse, meint Silva. Apollo führe das vorangegangene Titan-Projekt fort, dessen Budget sich auf 100 Millionen Dollar innerhalb von drei Jahren belief. Im Verlauf des Apollo-Projekts rechnet Silva auch mit einer Verdoppelung der Serverstandorte von derzeit 75 auf dann 150 weltweit.

Laut Silva gibt es keine Verbindung zwischen diesen Projekten und den Investierungszusagen von Verisign gegenüber der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN). Im Rahmen des 2005 neu ausgehandelten .com-Vertrages hatte sich das Unternehmen dazu verpflichtet 200.000 Dollar, in Forschung und Entwicklung zu investieren. Über Apollo hinaus gebe man im Übrigen große Summen für die DNS-Infrastruktur aus, eine genaue Summe mochte Silva dazu aber nicht nennen.

Die Umsätze (rund 700 Millionen US-Dollar) allein aus dem .com-Vertrag dürften die 300 Millionen Apollo-Projektkosten leicht verkraftbar machen. Den .com-Vertrag kann VeriSign im Jahr 2012 zudem sicher erneuern. Die ICANN sicherte VeriSign 2005 vertraglich die dauerhafte Betreiberrolle der mit knapp 100 Millionen Domains größten Namenszone zu. Schon im kommenden Jahr läuft der aktuelle .net-Vertrag aus, und auch VeriSigns Rolle als Rootmanager steht auf der politischen Tagesordnung, wenn der Vertrag zwischen US-Regierung und der privaten Netzverwaltung ICANN neu verhandelt wird.

Die Einführung von DNSSEC freilich hat die drei Parteien ICANN, VeriSign und US-Handelsministerium noch einmal eng zusammengeschweißt. DNSSEC werde VeriSign viele Millionen Dollar kosten, sagte Silva. Zugleich mit der Rootzone wird auch die .edu-Zone signiert. Im November folgt .net und im März 2011 .com. "DNSSEC bedeutet Investitionen für ICANN und all die Registraren, die dabeisein wollen", sagte Silva. Es werde aber sicher auch Registrare geben, die gar nichts tun würden. Zur Frage, inwieweit DNSSEC VeriSigns Geschäft mit SSL-Zertifikaten ablösen werde, meinte Silva, SSL sei weiterhin nötig, um die Vertraulichkeit des Datenverkehrs abzusichern. (rek)