Verklappung des Kühlwasser aus Fukushima: Japan beklagt Telefon-Spam aus China

Die Einleitung des Kühlwassers aus dem AKW Fukushima Daiichi sorgt weiter für Verstimmung zwischen Japan und den Nachbarn. Vor allem mit China gibt es Probleme.

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Luftbild mit unzähligen Wassertanks

Wassertanks auf dem Gelände des AKW Fukushima-Daiichi

(Bild: IAEA)

Lesezeit: 2 Min.

Nach dem Beginn der Einleitung von tritiumhaltigem Kühlwasser vom Gelände des havarierten Atomkraftwerks Fukushima Daiichi ins Meer hat Japans Premierminister Fumio Kishida China aufgefordert, gegen belästigende Telefonanrufe vorzugehen. Das berichtet die Japan Times und erklärt, dass Firmen, Schulen und Behörden in Japan Ziel der Anrufe seien. Bei einigen sind demnach hunderte Anrufe eingegangen, in denen sich über die Verklappung beschwert wird. Als Vorwahl wird demnach eine Nummer mit der +86 von China angezeigt, die Beschwerden erfolgten dann in gebrochenem Englisch oder Japanisch, beziehungsweise teilweise auch in mutmaßlich chinesischer Sprache. Außerdem habe es Angriffe auf Japans Botschaft in Peking gegeben.

Japan hat vergangenen Donnerstag damit begonnen, Wasser ins Meer einzuleiten, das zur Kühlen der Reaktoren im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi genutzt wurde. Dort war es vor 12 Jahren infolge eines heftigen Erdbebens und eines gewaltigen Tsunamis zu Kernschmelzen gekommen. Das Kühlwasser wird seitdem in mehr als 1000 riesigen Tanks eingelagert, langsam geht dabei aber der Platz aus. Die Ableitung in den Pazifik könne nicht mehr aufgeschoben werden, hat es aus Japan geheißen. Die Internationale Atomenergieagentur IAEA hat dem Plan Anfang Juli zugestimmt. Für die Verklappung war eigens ein mehr als ein Kilometer langer Tunnel gebaut worden, für die Einleitung sind mehr als 30 Jahre veranschlagt.

Während die Verantwortlichen in Japan und die IAEA versichert haben, dass die Auswirkungen der Einleitung des Kühlwassers auf Mensch und Umwelt "vernachlässigbar" sein werden, haben vor allem Fischereiverbände Bedenken. Sie befürchten, dass der Ruf ihrer Produkte weiter leidet. Kritik kommt auch von Umweltschutzverbänden wie Greenpeace und aus Nachbarländern wie Russland und eben China. Die Volksrepublik hat ein komplettes Einfuhrverbot für Fischereiprodukte aus dem Nachbarland verhängt – unabhängig davon, wo genau die überhaupt gefangen wurden. Fachleute verweisen derweil darauf, dass Atomkraftwerke in aller Welt schon seit Jahrzehnten routinemäßig belastetes Kühlwasser ins Meer ableiten.

Der Super-GAU von Fukushima (77 Bilder)

Das AKW Fukushima Daiichi mit seinen sechs Reaktorblöcken vor der Katastrophe. Es liegt Luftlinie rund 250 km von Tokio entfernt. Alle sechs Blöcke basieren auf den Siedewasserreaktor-Baureihen BWR 3 bis BWR 5 des US-Unternehmens General Electric; gebaut wurden sie zwischen 1971 und 1979. Block 1 sollte ursprünglich Ende März 2011 stillgelegt werden, die japanischen Behörden genehmigten Februar 2011 aber eine Laufzeitverlängerung um zehn Jahre.
(Bild: dpa)
Update

Angegriffen wurde Japans Botschaft in der chinesischen Hauptstadt. Die ursprüngliche Angabe wurde korrigiert.

(mho)