Verlorener Zwilling der Sonne: Sterne entstehen angeblich immer paarweise

Oft wird spekuliert, dass unsere Sonne einen weit entfernten Begleiter hat, der noch nicht entdeckt wurde. Nun haben Forscher errechnet, dass alle sonnenähnlichen Sterne mindestens als Doppelsterne entstehen. Die Sonne hätte ihren Zwilling dann verloren.

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Verlorener Zwilling der Sonne: Möglicherweise entstehen Sterne immer paarweise

Ein junges Sternsystem aus insgesamt sogar drei Sonnen

(Bild: Bill Saxton, ALMA (ESO/NAOJ/NRAO), NRAO/AUI/NSF)

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Sehr junges Doppelsternsystem

(Bild: SCUBA-2 survey image by Sarah Sadavoy, CfA)

Bei der Suche nach dem Entstehungsmuster von Doppelsternsystemen haben zwei Forscher errechnet, dass sonnenähnliche Sterne offenbar immer mindestens paarweise entstehen. Das sei die beste Erklärung für die Zusammensetzung einer interstellaren Molekülwolke im Sternbild Perseus, erläutern sie. Der Physiker Steven Stahler von der University of California, Berkeley hat demnach verschiedene statistische Modelle durchgerechnet. Im einzigen, das zur beobachteten Zusammensetzung der realen Molekülwolke führte, waren alle Sterne ausnahmslos mindestens als Doppelsterne entstanden, in denen beide mehr als 500 AE (Astronomische Einheiten) voneinander entfernt waren. Entweder näherten sie sich danach einander an, oder drifteten auseinander.

Dieses Modell legt nahe, dass die Sonne einst Begleiter hatte, über den unter dem Namen "Nemesis" immer wieder spekuliert wurde. Der wurde aber nie gefunden. Stahler und seine Kollegin Sarah Sadavoy vom Smithsonian Astrophysical Observatory meinen nun, dass dieser Begleiter unsere wohl schon vor langer Zeit verlassen hat und zwischen den Sternen der Milchstraße verloren ging. Bei der prognostizierten Entfernung wäre er bei seiner Entstehung 17 Mal so weit von der Sonne entfernt gewesen wie heute Neptun, der sonnenfernste Planet. Hoffnung, diesen Stern zu finden, haben die beiden Forscher demnach wohl nicht.

Eine Molekülwolke – Brutstätte von Sternen

(Bild: FORS Team, 8.2-meter VLT Antu, ESO)

Wie die Forscher erläutern, ist schon seit Jahrzehnten bekannt, dass Sterne in eierförmigen Regionen entstehen, die in interstellaren Molekülwolken liegen. So geschieht es etwa in der Perseus-Molekülwolke, die sie genauer untersucht haben. Von der sei mit dem Very Large Array die erste kosmische Bestandsaufnahme solch einer Brutstätte der Sterne gemacht worden, die Stahler und Sadavoy nun auswerten konnten. Dank anderer Daten konnten sie die dort liegenden Sterne zählen und Modelle entwickeln, die deren Verteilung erklären. Einzelne Sterne sind demnach nie allein entstanden, sondern die Überreste ursprünglicher Doppelsternsysteme. Das müsse nun weiter erforscht werden, wobei neue Radioteleskope helfen könnten. (mho)