Vermarktungstipps für die Ich AG
Wenn im Frühling die Lebensgeister neu erwachen, denken viele über einen Stellungswechsel nach. Die TU Chemnitz gibt jetzt Tipps …
Der erste Eindruck zählt: Bei Bewerbungsgesprächen ist es wichtig, von Beginn an eine gute Figur zu machen. Aber wie anstellen? Sofort Initiative unter Beweis stellen oder erst einmal zurückhaltend abwarten? Besser sich nur auf die Beantwortung der gestellten Fragen beschränken oder möglichst viel von sich und seinen Fähigkeiten loswerden?
Von der Technischen Universität Chemnitz kommen jetzt Ratschläge, wie man (frau) das Einstellungsgespräch am besten meistert. An der Uni hat die Psychologieprofessorin Astrid Schütz die Strategien der Selbstdarstellung unter die Lupe genommen und untersucht, in welchen Situationen die PR in eigener Sache am besten ankommt.
Ihre Erkenntnisse, wie man als Jobsuchender die richtige Balance findet:
Keine Inszenierungen -- eine Selbstdarstellung, die nicht zur Gesamtpersönlichkeit passt, wirkt aufgesetzt und verfehlt in aller Regel die gewünschte Wirkung. Inszenierungen sind daher äußerst riskant. Man sammelt eher durch spontanes und authentisches Verhalten Pluspunkte.
Nicht zu dick auftragen -- wer von sich eingenommen ist und prahlt, wirkt unsympathisch. Deshalb sollte man kleinere Schwächen offen eingestehen -- sofern sie nicht gerade die eigene Kompetenz in Frage stellen. Empirische Studien haben gezeigt: Eigenlob kommt nur dann besser an als die eher bescheidene Selbstdarstellung, wenn dem Gegenüber keinerlei Informationen über die tatsächlichen Leistungen des Bewerbers vorliegen.
Andere loben lassen -- geschickter ist es, andere dazu zu bringen, einen zu loben. Das hinterlässt einen besseren Eindruck, als es ständig selbst zu tun. Untersuchungen haben bewiesen, dass positive Beurteilungen von Dritten glaubwürdiger wirken als positive Selbstbeschreibungen.
Aber: Nicht allzu bescheiden sein -- auch wenn zu viel Eigenlob stinkt, sollte man sein Licht nicht gleich unter den Scheffel stellen. Wer im Bewerbungsgespräch nicht sagt, was er kann, erweckt nicht unbedingt den Eindruck, viel zu können.
Der äußere Eindruck ist wichtig! Es ist nun mal so: Attraktive Bewerber kommen besser an. Daher empfiehlt sich der Blick auf die eigene Kleidung. Und empirische Studien belegen, dass eine Frau im Sakko in aller Regel kompetenter beurteilt wird als im betont femininen Outlook.
Auf die Körpersprache achten! Verbales und Nonverbales gehören zusammen. Es wirkt unglaubwürdig, wenn die Körpersprache nicht zum Gesagten passt. Im Zweifelsfall wird eher dem Nonverbalen geglaubt. Wer gerade von der eigenen Kompetenz spricht und sich dabei nervös an der Kleidung herumzupft, widerlegt sich womöglich selbst.
Keine Widersprüche! Man hüte sich vor widersprüchlichen Aussagen: Wer in unterschiedlichen Situationen oder gegenüber verschiedenen Gesprächspartnern immer etwas anderes betont, erweckt den Eindruck, sein Fähnchen nach dem Wind zu drehen.
Bloß keine Seitenhiebe! Aggressive Angriffe auf Mitbewerber oder Konkurrenten verfehlen leicht die gewünschte Wirkung und erzeugen stattdessen einen negativ besetztes Bild des Angreifers. Studien zeigen, dass Kritiker oder Angreifer selbst negativ bewertet werden.
Was Einstellungsgespräche für den Bewerber so stressig macht: Der erste Eindruck zählt. Man hat keine zweite Chance für seinen ersten Auftritt. Wenn also alle Stränge reißen, dann hilft vielleicht ein Coaching-Programm. An der TU Chemnitz will die Professorin für Differenzielle Psychologie und Diagnostik jetzt mit einem Videolabor analysieren, wie sich das Verhalten von Aspiranten gezielt verbessern lässt. Ist am Ende doch nur alles Inszenierung? (Richard Sietmann) / (jk)