Verräterische Grate: Der Mond ist womöglich gar nicht "geologisch tot"

Auf der Mondrückseite gefundene Bodenstrukturen deuten an, dass der Mond vor vergleichsweise kurzer Zeit noch geologisch aktiv war – oder es sogar noch ist.

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Satellitenbild des Monds, mit Inlay, das einige Grate und Krater zeigt

Einige der Grate

(Bild: Tom Watters, Smithsonian Institution)

Lesezeit: 2 Min.

Eine Forschungsgruppe aus den USA hat Hinweise dafür gefunden, dass der Mond geologisch tatsächlich nicht so "tot" ist, wie bislang angenommen. Auf der erdabgewandten Seite haben sie mehr als 250 längliche Erhebungen untersucht, die vor vergleichsweise kurzer Zeit entstanden sein müssen, schreibt die University of Maryland. Es sei sogar möglich, dass die Regionen, in denen die Strukturen auftreten, noch immer aktiv sind. Schon vorher gab es ähnliche Hinweise. Verantwortlich für die Bildung der Grate könnte eine Kombination aus dem langsamen Schrumpfen des Mondes und Änderungen in dessen Orbit sein, vermutet das Team noch. Für genauere Analysen hoffen die Forscher auf bemannte Missionen.

Wie die an der Studie beteiligte Planetologin Jaclyn Clark erläutert, geht man in der Forschung eigentlich davon aus, dass sich die meisten geologischen Bewegungen im Mond vor zweieinhalb bis drei Milliarden Jahren ereignet haben. Die Grate auf der Mondrückseite scheinen sich aber erst in den vergangenen 200 Millionen Jahren gebildet zu haben, für den Mond sei das "relativ neu". Herausgefunden hat ihr Team das mittels einer Technik, bei der die Zahl der Krater in einem Bereich gezählt wird. Je älter ein Gebiet ist, je länger also Bewegungen im Untergrund zurückliegen, desto mehr Zeit hat das jeweilige Areal gehabt, Krater zu sammeln. Verräterisch sei aber außerdem, dass einige Grate direkt durch Krater schneiden würden, also jünger sein müssen.

Interessanterweise gibt es zu den Graten auf der erdabgewandten Seite Entsprechungen auf der Seite, die uns zugewandt ist, schreibt das Team noch. Das lege zumindest nahe, dass die dafür verantwortlichen Prozesse die gleichen sind. Zu vermuten sei außerdem, dass es eine Verbindung zu den schwachen Mondbeben gibt, die die Astronauten der Apollo-Mission gemessen haben. Weitere Erkenntnisse zu den Hintergründen könnten deshalb auch für die geplante Rückkehr der Menschheit zum Mond von Bedeutung sein, vermutet das Team. Untersuchen ließen sich die Bewegungen etwa mit Bodenradar. Die Analyse der Erhebungen wird jetzt im Fachmagazin The Planetary Science Journal vorgestellt.

(mho)