Versatel könnte größter Börsengang seit Jahren werden

Der Finanzinvestor und Versatel-Eigentümer Apax will sich bis spätestens Mitte Mai von mehr Anteilen als bisher angekündigt trennen. Der anvisierte Börsengang hat vermutlich ein Volumen von knapp 2 Milliarden Euro.

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  • dpa

Der Börsengang des Telekom-Unternehmens Versatel könnte der größte seit Jahren werden. Der Finanzinvestor und Eigentümer Apax will sich nach Angaben vom Dienstag bis spätestens Mitte Mai von mehr Anteilen als bisher angekündigt trennen. Der Versal-Streubesitz soll dann bis zu 85 Prozent betragen. Bislang hatte Apax einen Wert von mindestens 50 Prozent genannt. Gemessen an dem in einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) von Anfang April genannten Unternehmenswert von 1,8 Milliarden bis 2,3 Milliarden Euro und dem möglichen Streubesitz hat der anvisierte Börsengang ein Volumen von rund 1,5 bis knapp 2 Milliarden Euro.

Damit wird Versatel aller Voraussicht nach bei dem geplanten Börsengang mehr als Symrise erlösen. Der Duftstoffe-Hersteller war mit einem Emissionsvolumen von 1,4 Milliarden Euro der größte Börsengang des vergangenen Jahres und damit der größte seit der Postbank. Die Post-Tochter hatte im Juni 2004 rund 1,55 Milliarden Euro über den direkten Verkauf von Aktien sowie rund eine Milliarde Euro über den Verkauf einer Umtauschanleihe erlöst und damit die Flaute bei den Börsengängen infolge des Zusammenbruchs des Neuen Marktes beendet.

Wie aus einem in der heutigen FAZ veröffentlichten Wertpapierprospekt hervorgeht, wollen die Versatel-Altaktionäre bis zu 22,55 Millionen ihrer insgesamt 30 Millionen Anteile an der Börse platzieren. Zudem sollen 20 Millionen Aktien aus einer noch zu beschließenden Kapitalerhöhung platziert werden. Von den Aktien der bisherigen Anteilseigner sollen 17 Millionen auf jeden Fall verkauft werden. 5,55 Millionen seien im Falle einer hohen Nachfrage für eine eventuelle Mehrzuteilung vorgesehen. Apax hält zurzeit noch 96 Prozent an Versatel. Sollten alle Aktien platziert werden, würde der Streubesitz auf bis zu 85 Prozent steigen. Die Zeichnungsfrist startet den Angaben zufolge frühestens am 20. April, endet spätestens am 9. Mai und soll voraussichtlich fünf Werktage laufen. Damit wäre Ende April der früheste Termin für die Erstnotiz an der Börse. Die Aktien sollen im Prime Standard der Deutschen Börse gelistet werden.

Dem Unternehmen fließen aus der Kapitalerhöhung und dem möglichen Volumen des Börsengangs 700 Millionen und 900 Millionen Euro zu. Versatel-Chef Peer Knauer will die Mittel zur weiteren Expansion verwenden und von den hohen Wachstumsraten im deutschen Breitbandmarkt profitieren. Das Unternehmen hat derzeit rund 463.000 Kunden für sein DSL- und Telefonieangebot. Damit erreicht Versatel einen Marktanteil von etwa 1,8 Prozent und ist nach der Vodafone-Tochter Arcor und der Telecom-Italia-Tochter Hansenet der drittgrößte Wettbewerber der Telekom. Zudem will Versatel seine Schulden von zuletzt etwa 768 Millionen Euro reduzieren. Das Unternehmen setzte im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben auf Proforma-Basis 666 Millionen Euro um und damit rund 22 Prozent mehr als 2005. Der um Einmaleffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) kletterte von 142 Millionen Euro in 2005 auf 211,8 Millionen Euro. Versatel entstand aus dem Zusammenschluss von Versatel West und Tropolys. (dpa) / (anw)