Verurteilter Darknet-Pionier: Silk-Road-GrĂĽnder von Donald Trump begnadigt
Vor zehn Jahren wurde der Gründer von Silk Road zu zweimal lebenslänglicher Haft verurteilt, er sollte nie wieder freikommen. Jetzt kann er die Haft verlassen.

(Bild: Jarretera/Shutterstock.com)
Der neue US-Präsident hat den Gründer und Betreiber des Darknet-Marktplatzes Silk Road begnadigt und jene Personen, die für Ross Ulbrichts Verurteilung verantwortlich waren, übel beschimpft. Auf seinem Kurznachrichtendienst Truth Social erklärte Donald Trump, dass der 41-Jährige "zu Ehren der libertären Bewegung" bedingungslos freikommen werde. Für seine Verurteilung zu zweimal lebenslang seien Verrückte verantwortlich gewesen, die mit staatlichen Mitteln auch gegen ihn vorgegangen seien, behauptete Trump in dem Beitrag. Außerdem bezeichnete er sie als "Abschaum". Die Freilassung von Ulbricht sei ihm eine Freude.
Es handelt sich nicht um eine Erlassung der Reststrafe, sondern um eine volle Begnadigung. Ulbricht gilt damit nicht
mehr als vorbestraft.Anonymität dank des Bitcoin
Ulbricht eröffnete Silk Road 2011; es war zwar nicht die erste solche Plattform für Transaktionen jeglicher Art im Darknet, doch bis dahin die mit Abstand erfolgreichste. Auf der schnell wachsenden Handelsplattform, die nach dem Prinzip von Plattformen wie eBay agierte, gab es neben Drogen, Raubkopien, gefälschten Ausweisen und Waffen auch einige legale Waren zu kaufen. Die Seite hatte die Aufmachung eines professionellen Online-Shops, die Anonymität des Darknets schützte die Verantwortlichen. Bezahlt wurde mit Bitcoin, was der damals noch neuen Blockchain-Währung erheblichen Auftrieb verschaffte. Das Postgeheimnis sorgte dafür, dass die meisten Lieferungen unentdeckt blieben.
Im Oktober 2013 haben US-Ermittlungsbehörden Ulbricht dann in eine Falle gelockt, in einer Bibliothek festgenommen, seinen Laptop beschlagnahmt und seine Wohnung in San Francisco durchsucht. Im Frühjahr 2015 wurde er in sieben Anklagepunkten für schuldig befunden und zu einer Haftstrafe von zweimal lebenslänglich verurteilt. Kurz zuvor hatte Ulbricht gegenüber der verantwortlichen Richterin erklärt, dass er "einen schrecklichen Fehler begangen" habe. Er wisse, dass sie ihm "die mittleren Jahre meines Lebens nehmen müsse", aber um seinen Lebensabend gebeten: "Lassen Sie mir ein kleines Licht am Ende des Tunnels." Nach dem Urteil war eine Bewährung ausgeschlossen, aber dank Trump kommt er nun doch frei.
Mit der Begnadigung löst der neue US-Präsident ein Wahlkampfversprechen ein. Ulbricht, der Silk Road als "Dread Pirate Roberts" betrieben hat, genießt in Kreisen der Kryptobranche enorme Popularität, weil seine Handelsplattform als eine der ersten die praktische Einsetzbarkeit der Digitalwährung Bitcoin im Handel zeigte – wenn auch vorrangig für illegale Geschäfte. Trump hat sich vor seiner Wiederwahl um Unterstützung aus der Branche bemüht und im Gegenzug erhebliche Wahlkampfspenden von dort erhalten. Unter dem Slogan "Free Ross" forderten Unterstützer des Inhaftierten dessen Freilassung.
(mho)