Viacom will Geld von Google

Der Medienkonzern und MTV-Besitzer Viacom hat Google um eine Milliarde US-Dollar verklagt, weil Googles Videoclip-Plattform Youtube massive Copyright-Verletzungen begünstige.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 42 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Hans-Peter Schüler

Weil Googles Verbreitungsportal für Videoclips YouTube "willentlich Technologie zur Verletzung von Urheberrechten in großem Ausmaß" offeriere, hat der Medienkonzern Viacom den Suchmaschinenbetreiber beim Bezirksgricht New York um eine Milliarde US-Dollar Schadenersatz verklagt. Einerseits dreht sich der Streit um weit mehr als 100.000 Mitschnitte von MTV und ähnlichen Sendern, die laut Viacom-Anwälten bereits 1,2 Milliarden mal via YouTube betrachtet worden seien. YouTube soll diese Clips entfernen und hat ähnliche Forderungen durch CBS und NBC in der Vergangenheit schon durch den Abschluss von Lizenzabkommen erfüllt, wie der Wiener Standard berichtet. Andererseits geht es aber auch, wie in der Washington Post zu lesen, ums regelmäßige Auftauchen von Clips aus Fernsehshows. Diese Inhalte leben offenbar von der Aktualität des Angebots, und wenn sie etwa nach einer Beschwerde durch die Urheber aus dem Angebot entfernt werden, dürften sie ohnehin die meisten Interessenten schon erreicht haben.

Zwischen den Prozessgegnern steht nicht zur Debatte, dass das Hochladen etwa von South-Park-Fernsehfolgen, wie sie bei iTunes gegen Geld angeboten werden, auf YouTube legal sein könnte. Google bezieht sich aber auf den amerikanischen Digital Millennium Copyright Act und sieht sich lediglich in der Pflicht, beanstandete Inhalte unverzüglich vom Download auszuschließen. Es scheint zwar auch unumstritten, dass Google solchen Lösch-Anforderungen bereitwillg nachkommt, nur argumentiert Viacom, die Plattform-Betreiber wälzten die Kosten zur Überwachung des Angebots auf die Copyright-Inhaber ab und müssten vielmehr bessere Filter bereitstellen, um illegale Uploads gar nicht erst zuzulassen.

Ungeachtet solch sachbezogener Argumente heizt sich das Klima zwischen Google und Viacom durch eher emotionale Äußerungen auf. So äußerte Google-CEO Eric Schmidt gegenüber Medien, die ganze Firma Viacom sei "nur auf Prozesse aufgebaut", man möge nur ihre Geschichte ansehen. Viacom-Chefankläger Sumner Redstone beschreibt sich dagegen als jemand, der keine Schlachten mag. "Ich wäre lieber ein Liebhaber als ein Kämpfer", sagt der Mann, der nach einer anderen Klage gegen den Kabelfernseh-Pionier John Malone stolz verkündet, er habe mit letzterem just ein herzliches Abendessen verbracht. Ob sich die Streitigkeiten mit Google ebenso ins Einvernehmliche wandeln lassen, kann man noch nicht absehen. (hps)