Viag Interkom forciert Mobilnetzausbau

Der Mobilnetzbetreiber Viag Interkom hat den Testbetrieb der GPRS-Technik gestartet.

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Der Mobilnetzbetreiber Viag Interkom hat den Testbetrieb der GPRS-Technik gestartet. Mit GPRS (General Packet Radio Service) lassen sich Daten über entsprechende Handys mit bis zu 115,2 kBit/s übertragen, während die "alte" GSM-Technik nicht über 9,6 kBit/s hinaus kommt. Anfangs will Viag Interkom Geschwindigkeiten "zwischen 30 und 50 kBit/s" bieten. Erst kürzlich meldete T-Mobil als erster GSM-Netzbetreiber die Einführung der GPRS-Technik in Deutschland. Auch von E-Plus und Mannesmann/Vodafone erwartet man GPRS-Dienste im Laufe des Jahres.

GPRS steigere die Leistungsfähigkeit des bestehenden E2-Mobilfunknetzes und sei der Einstieg zur mobilen Nutzung des Internets, sagte der Viag-Interkom-Geschäftsführer Mobilfunk, Hans-Burghardt Ziermann. Der kommerzielle Start werde noch im Sommer in Berlin folgen. Bundesweit würden die neuen Dienste bis Ende des Jahres eingeführt. Dann soll es auch Details zu den GPRS-Tarifen und Volumen-orientierter Abrechnung geben. Die praktische Nutzung von GPRS für einen breiten Markt hänge aber von der Verfügbarkeit entsprechender Endgeräte in ausreichender Stückzahl ab, die Ziermann erst für 2001 erwartet.

Parallel zur GPRS-Einführung verbessert der Mobilnetzbetreiber die Flächenabdeckung seines E2-Netzes. Für den weiteren Netzaufbau in den neuen Bundesländern wollen die Münchener etwa 150 bis 200 Millionen Mark investieren. Bis Ende 2001 sollen auch die ostdeutschen Städte mit 20.000 Einwohnern mit dem eigenen E2-Netz versorgt sein, kündigte der Leiter des Regionalbetriebs Ost der VIAG Interkom, Jürgen Hegemann, an. In Städten mit 50.000 Einwohnern und mehr habe das Telekommunikationsunternehmen sein Netz bereits zu 98 Prozent ausgebaut. VIAG habe bislang rund 500 Millionen Mark in den neuen Ländern investiert und beschäftige dort mehr als 600 Mitarbeiter, sagte Hans-Burghardt Ziermann. Derzeit werde ein Call Center in Greifswald aufgebaut.

VIAG Interkom sei seit dem Netzstart im Oktober 1998 das am schnellsten wachsende Telekommunikationsunternehmen in Deutschland, betonte Ziermann. Seit Beginn konnten jeweils innerhalb eines halben Jahres Kundenzahl und Umsatz verdoppelt werden. In diesem Jahr würden deutlich mehr als drei Millionen Kunden für das Mobilfunknetz erwartet. Gegenwärtig seien es 1,8 Millionen Kunden. Der Umsatz solle von 1,7 Milliarden Mark im vergangenen Jahr auf mehr als drei Milliarden Mark Ende 2000 steigen. Die Zahl der Mitarbeiter werde sich von rund 5000 auf 6000 Ende dieses Jahres erhöhen.

Als die stärksten Wachstumsmotoren im Mobilfunk sieht Viag Interkom anscheinend die kommenden UMTS-Netze (Universal Mobile Telecommunications System), die insbesondere für schnelle Datenübertragung ausgelegt sind. Im Vorfeld der Versteigerung der UMTS-Lizenzen vom 31. Juli an sagte Ziermann, VIAG Interkom gehe fest davon aus, auch eine Lizenz zu erhalten. Die Diskussion um die Lizenzkosten werde der Bedeutung dieses neuen Mobilfunkstandards nicht gerecht. Diese dritte Mobilfunkgeneration läute eine völlig neue, revolutionäre Ära in der Telekommunikation ein. Damit werde der Weg frei gemacht für das mobile Internet.

Die jüngste Diskussionsrunde um die UMTS-Lizenzkosten brachte der französische Bouygues-Konzern in Gang. Die Franzosen haben bei der Brüsseler EU-Kommission eine Beschwerde über die Vergabe der UMTS-Lizenzen eingereicht, die die Behörde derzeit prüft. In der EU-Wettbewerbsbehörde wurde aber klar gestellt, sie wolle sich grundsätzlich nicht in den Milliarden-Poker um die Vergabe der neuen Mobilfunk-Lizenzen in Deutschland, Frankreich, Belgien und anderen EU-Ländern einmischen. Die EU-Länder seien in der Gestaltung der Vergabe frei, hieß es. Es müssten dabei aber Transparenz und Nicht-Diskriminierung gewährleistet sein. Frankreichs drittgrößter Mobilfunk-Betreiber sieht in den hohen Lizenzgebühren verdeckte Beihilfen, da nur sehr große Akteure bieten könnten. (dz)