Vibrierender Anzug: Gehörlose fühlen Live-Musik

Ein Vibrationsanzug macht es möglich, dass gehörlose Menschen Live-Musik fühlen können.

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Detailaufnahme des Rückenteils eines Vibrationsanzugs

Platten übertragen Vibrationen auf den Körper des Trägers.

(Bild: Music: Not impossible)

Lesezeit: 2 Min.

Das New Yorker Lincoln Center for the Performing Arts hat in Zusammenarbeit mit dem US-Elektronikunternehmen Avnet einen Vibrationsanzug entwickelt, der es Gehörlosen ermöglicht, Live-Musik zu erleben. Das berichtet npr am Dienstag. Das Veranstaltungszentrum richtete eine "Silent Disco" aus, bei der die Anzüge erprobt wurden.

Live-Konzerte können Gehörlose nur sehr schwierig miterleben. Eine Möglichkeit besteht darin, dass Gebärdendolmetscher die Songs übersetzen. Die Musik bekommen die Gehörlosen so aber nicht mit. Bestenfalls nehmen sie die Vibrationen des Schalldrucks aus den Lautsprechern wahr – entweder über Luftballons, die sie in den Händen halten oder über die Füße, wenn die Lautsprecher auf den Boden ausgerichtet sind.

Diese Einschränkungen wollte das Lincoln Center for the Performing Arts nicht hinnehmen und entwickelte einen Anzug, der über insgesamt 24 vibrierende Platten verfügt. In einer Weste befinden sich 20 Platten. Sie wird eng am Oberkörper getragen, damit sich die Vibrationen besser auf den Körper übertragen. Die vier übrigen Platten werden an den Hand- und Fußgelenken befestigt.

Der Anzug kann dabei eine ganze Reihe von Empfindungen erzeugen. So kann es sich anfühlen, als würden Regentropfen auf die Schultern fallen; ein Kitzeln sei zu spüren bis hin zum Pochen im unteren Rückenbereich, schreibt npr.

Um das Potenzial dieser Anzüge auszuloten, veranstaltete das Lincoln Center for the Performing Arts eine Party unter dem Motto "Silent Disco: An Evening of Access Magic". 75 Anzüge konnten Interessierte dort ausprobieren. Die meisten davon gingen an schwerhörige und gehörlose Menschen.

Die Vibrationen werden dabei von einem haptischen DJ gemischt, der die Position, die Frequenz sowie die Intensität des Gefühls, das mit den Anzügen erzeugt wird, steuert – ähnlich wie ein DJ, der Musik zusammenstellt. "Wir nehmen die Signale des DJs und können auswählen und mischen, was wir wollen, und es an verschiedene Teile des Körpers senden", sagte Paddy Hanlon, haptischer DJ an dem Abend und Mitbegründer des Projekts "Music: Not impossible", das Gehörlosen Musik erlebbar machen will. "Ich konzentriere mich zum Beispiel auf das Bass-Element und schicke das raus, und dann die High Hats und die Snare."

Bei den Hörbeeinträchtigten kam der Anzug gut an. Sie berichteten übereinstimmend, dass der Anzug nicht nur einfach vibriere, sondern verschiedene Dinge in der Musik aufnehme und haptisch vermittele.

(olb)