Video-Transkoder: Handbrake 1.7.0 nutzt hardwarebeschleunigte AV1-Encoder

Die Entwickler haben dem Video-Transkoder Handbrake diverse Verbesserungen angedeihen lassen. Er kann jetzt hardwarebeschleunigtes AV1-Encoding.

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(Bild: handbrake.fr / Bearbeitet durch heise online)

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Werkzeuge zur Videobarbeitung und -Transkodierung sind inzwischen sehr ausgereift. Dennoch gibt es gelegentlich noch signifikante Verbesserungen, wie bei Handbrake 1.7.0. Es kann jetzt unter anderem hardwarebeschleunigt AV1-Videos auf AMD- und Intel-Prozessoren kodieren. Zudem haben die Entwickler Presets optimiert und diverse Fehlerkorrekturen und Verbesserungen einfließen lassen.

Die Release-Notes zu Handbrake 1.7.0 sind tatsächlich etwas länger geraten, listen dabei aber vor allem viele Kleinigkeiten auf. Die Entwickler stellten jedoch einige Neuerungen besonders heraus.

Insbesondere an den Presets haben die Projektbeteiligten gearbeitet. Das sind Voreinstellungen für bestimmte Szenarien, um jeweils optimale Auflösungen, Bitraten und Codecs dafür einzusetzen. Es gibt mit Version 1.7.0 nun Voreinstellungsprofile für die Apple Videotoolbox. Die "Creator"-Presets haben nun die zuvor standardmäßig aktivierte Interlacing-Erkennung und -Entfernung deaktiviert, da Creators angenommenerweise mit progressiven Vollbild-Quellen arbeiten.

Die Presets für soziale Netze sollen höhere Qualität und Bildraten zum Ziel haben, anstatt kürzere Encoding-Dauer. Sie verzichten nun ebenfalls auf Interlacing-Erkennung und -Entfernung. Die Anpassungen sollen besser für die moderne Nutzung passen, die kurze Live-Action-Clips und Screen- oder Gaming-Captures umfassen, schreiben die Entwickler. Voreinstellungen für E-Mail als Ziel für Videos haben sie zugunsten der Social-Profile ganz rausgeworfen: "Bitte hört auf, Videos als E-Mail-Anhänge zu versenden, oder nutzt die neuen Social-Presets", kommentieren sie dazu.

Neben den standardmäßig nicht mehr aktivierten Deinterlacern, die die Performance etwas bremsen, gibt es bezüglich Videokodierung weitere Verbesserungen. Handbrake kann jetzt den AMD VCN AV1- sowie den Nvidia Nvenc AV1-Encoder für hardwarebeschleunigte Videokodierung nutzen. Die Voreinstellung von Nvenc, Mehrpass-Kodierung zur Bitratenoptimierung zu nutzen, wurde dabei deaktiviert – sie lässt sich aber wieder einschalten. In dem Zuge wurde die Bezeichnung "2-pass" auf "Multipass" geändert. Wer die Kommandozeilenversion nutzt, muss daher von --two-pass auf --multi-pass und von --no-two-pass auf --no-multi-pass wechseln; der Schalter -2 wurde in dem Zuge ganz entfernt.

Die Geschwindigkeit soll auf den Prozessorarchitekturen ARM64, aarch64 und Apple Silicon deutlich verbessert sein, da etwa das mitgelieferte FFmpeg dafür schnelleres HEVC-Decoding und einen 30 Prozent schnelleren bwdif-Filter mitbringt. Optimierter Assembler-Code für SVT-AV1 soll viermal so schnell arbeiten wie der bisherige Code.

Allgemein konnten die Programmierer unnötig kopierte Frames reduzieren, was mehr Geschwindigkeit und mehr Speichereffizienz bewirkt. Das Durchreichen diverser Metadaten haben sie verbessert. Intels Quick Sync VIdeo (QSV) wird nun besser unterstützt, es lassen sich etwa die Rotieren- und Format-Filter nutzen, unter Linux wurde die Unterstützung optimiert und allgemein ein Fehler beseitigt, bei dem der QSV-Encoder nur grünes Video ausgegeben hatte. Ebenfalls ärgerlich und jetzt nicht mehr vorhanden: Inkorrekte Pixel-Aspect-Ratio beim Lesen anamorpher AV1-Videos oder Farbveränderungen, wenn Formatwandlungen mit einem 10-Bit-Hardware-Encoder vorgenommen wurden.

Gelegentlich kam es zudem zu niedriger Lautstärke beim Downmix von AC3 und EAC3-Audiospuren. Zudem war der "nur-links" respektive "nur-rechts" Mono-Mixdown zuvor fehlerhaft. Diverse Drittanbieter-Bibliotheken hat das Projekt ebenfalls auf einen aktuellen Stand gehievt. Weitere kleine Verbesserungen, die etwa die einzelnen unterstützten Betriebssysteme betreffen, listet das ausführliche Changelog auf.

Die aktuellen Installationspakete listet die Handbrake-Download-Seite auf. Sie stehen als Flatpak für Linux, macOS sowie für Windows jeweils für ARM- sowie x86-64-Prozessorarchitekturen zum Herunterladen bereit.

Vor mehr als fünf Jahren geriet Handbrake einmal in die Schlagzeilen, als in einen Download-Mirror für die Software eingebrochen und die Mac-Installationsdatei mit Malware ausgestattet wurde. Die fiel nach fünf Tagen auf und die Dateien wurden durch korrekte ersetzt. Zudem hatten die Entwickler Apple informiert, sodass das Unternehmen die XProtect-Datenbank, die einen Ausführungsschutz für bekannte Malware darstellt, passend ergänzen konnten.

(dmk)