Videosprechstunde im Thüringer Bereitschaftsdienst soll weiter ausgebaut werden

Die im Oktober in Thüringen eingeführte Videosprechstunde im Bereitschaftsdienst der Kassenärzte wurde seitdem von 412 Patienten genutzt.

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(Bild: TippaPatt/Shutterstock.com)

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Wenn die Sprechstunde der Arztpraxis beendet ist und akute Beschwerden auftreten, können Patienten den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der zentralen Nummer 116117 erreichen. Seit Oktober ergänzt diesen die Videobereitschaft. Seitdem seien insgesamt 412 Patienten an die per Videotelefonie erreichbaren Bereitschaftsärzte vermittelt worden, teilte die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen (KVT) der dpa auf Anfrage mit. Demzufolge gingen in den Monaten Oktober und November rund 14.600 Anrufe unter der Bereitschaftsdienstnummer außerhalb der regulären Praxissprechzeiten ein. Für die Zukunft plant die KVT den Ausbau des Angebots.

Der kassenärztliche Bereitschaftsdienst kümmert sich seit 2012 deutschlandweit werktags nach Praxisschluss und an Wochenenden und Feiertagen um Menschen mit akuten, nicht lebensbedrohlichen Beschwerden. Im Jahr 2021 gingen beim kassenärztlichen Bereitschaftsdienst ungefähr 77 Millionen Anrufe ein – mehr als viermal so viele wie im Vorjahr ein. Über 80 Prozent davon waren nach Angaben des Bereitschaftsdienstes Anfragen zu Corona. In Thüringen gibt es gut zwei Dutzend Bereitschaftsdienstzentralen mit Ärzten vor Ort und einem Fahrdienst. Die Videobereitschaft läuft direkt über die Arztpraxen. Vorerst beteiligen sich 25 Ärzte, die von der KVT "VideoDocs" genannt werden.

Sie übernehmen den digitalen Bereitschaftsdienst zusätzlich zum Dienst in den Bereitschaftsdienstzentralen und beraten die Patienten in einer Videosprechstunde. Sie erhalten nach einem strukturierten medizinischen Ersteinschätzungsverfahren (SmED) durch die Bereitschaftsdienstzentrale am Telefon einen Link für eine Videoverbindung zu den jeweils diensthabenden Praxen. Dabei kommt ein von der KBV zertifizierter Dienstleister für die Videosprechstunde zum Einsatz.

Derzeit erproben verschiedene kassenärztliche Vereinigungen wie die KV Brandenburg (KVBB) die Videosprechstunde im Bereitschaftsdienst. Auch die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) hatte im April 2020 ein Pilotprojekt in der Bezirksstelle Braunschweig gestartet und den Bereich im August 2020 auf Niedersachsen ausgeweitet. Bei der KVN konnten laut Detlef Haffke "16 Prozent des Behandlungsaufkommens in den jeweiligen Zeitfenstern im Bereitschaftsdienst über die Videosprechstunde abgewickelt werden". Dadurch habe ein Arzt in der Videosprechstunde acht Ärzte im Bereitschaftsdienst erspart. Zudem sparen die Patienten den Weg in die Bereitschaftsdienstpraxis, gleichzeitig konnte Ärzten entlastet werden, da Hausbesuche wegfielen.

Zwar ist das Projekt im Juni 2022 ausgelaufen, es werde nach positiven Erfahrungen im ersten Halbjahr 2023 aber wieder aufgenommen, wie Haffke sagt. Demnach laufen derzeit die Konzeption und die Ausschreibungen für einen Telefondienstanbieter. Im regulären Praxisbetrieb sind Videosprechstunden nach Aufhebung des Fernbehandlungsverbots im Jahr 2018 möglich. Inzwischen werden 30 Prozent der kassenärztlichen Leistungen bei ausschließlichem Arzt-Patienten-Kontakt per Video vergütet. Für die Vergütung der Videosprechstunde im Bereitschaftsdienst gibt es seit vergangenem Juli eine Änderung, nach der Menschen ohne diese 30-Prozent-Obergrenze behandeln werden können.

Erst kürzlich hat die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) darüber informiert, dass sie ihr Angebot für die Videosprechstunde coronabedingt ebenfalls verlängert haben. Das Pilotprojekt DocOnLine "Videosprechstunde im ärztlichen Bereitschaftsdienst Bayern" war ebenfalls auf zwei Jahre angesetzt und war ebenfalls zur Verbreitung von Videosprechstunden ins Leben gerufen worden. Die KVB wolle mit der Verlängerung "ihrem Sicherstellungsauftrag nach § 75 SGB V ergänzend zu den bisherigen Kanälen (etwa Telefon 116117 oder Praxis)" auch über einen digitalen Weg nachkommen. Zudem sei in der Weihnachtszeit und über Neujahr mit einer "sehr hohen Nachfrage" im Bereitschaftsdienst zu rechnen. Daher appelliert KVB-Vorstand Dr. Wolfgang Krombholz an die Bevölkerung, "Verständnis aufzubringen und Geduld zu bewahren".

(mack)