Viele Regeln, wenig Nutzen: Deutsche Betriebe bei KI-Investitionen zurĂĽckhaltend
Bei Investitionen in KI sind deutsche Unternehmen im weltweiten Vergleich vorsichtiger. Viele sorgen sich um die Gesetzeslage, nur wenige sehen einen Nutzen.
- Sven Festag
In den kommenden Monaten planen weltweit 73 Prozent der Unternehmen Investitionen in KĂĽnstliche Intelligenz. In Deutschland liegt der Anteil nur bei 65 Prozent. Das geht aus einer Befragung der Boston Consulting Group (BCG) hervor, die der iX-Redaktion vorliegt. Lediglich ein Viertel der Betriebe erkennt bislang einen Nutzen durch den Einsatz von KI-Anwendungen. Dennoch will knapp ein Drittel der Firmen mehr als 25 Millionen US-Dollar investieren. Ein Stellenabbau wegen KI-Tools ist in den Unternehmen ĂĽberwiegend nicht geplant.
Firmen fühlen sich durch Gesetzeslage eingeschränkt
Mehr als die Hälfte der befragten Führungskräfte aus Deutschland sehen sich beim Einsatz von künstlicher Intelligenz durch die Gesetzeslage eingeschränkt. Im globalen Vergleich ist das der höchste Wert, der Durchschnitt liegt bei 44 Prozent. Ebenfalls sorgen sich 62 Prozent der deutschen Betriebe um die Datensicherheit von KI, 44 Prozent fürchten einen Kontrollverlust. "Es braucht klare, praxisorientierte Vorgaben zum KI-Einsatz, um Investitionshemmnisse abzubauen", meint Andrej Levin, Partner bei BCG.
Dass der Großteil der Unternehmen bislang in KI-Tools keinen Nutzen sieht, begründet Levin mit der Art der Einführung in den Arbeitsalltag. Diese erfolge meist unter der Leitung von Technologie-Teams. Für eine erfolgreiche Integration brauche es die Unterstützung der Führungsebene, erklärt er. Außerdem fehle es an Vorgaben und deren Überprüfung. Weltweit messen 60 Prozent der Unternehmen noch keine Leistungskennzahlen für KI-Anwendungen, in Deutschland beträgt der Anteil fast 70 Prozent.
Nur wenige Mitarbeiter im Umgang mit KI geschult
In deutschen Unternehmen geben 95 Prozent der Führungskräfte an, dass sie keinen Rückgang der Mitarbeiterzahlen durch den KI-Einsatz erwarten. Stattdessen wollen sie ihre Angestellten im Umgang mit Künstlicher Intelligenz schulen. Nur in 30 Prozent der deutschen Betriebe hat mehr als ein Viertel der Belegschaft an einer solchen Fortbildung teilgenommen, obwohl sie der AI Act ab Februar in der EU verpflichtend vorsieht. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland hinter Ländern wie Singapur und Japan zurück.
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Den Einsatz von KI-Agenten erwägen in Deutschland 30 Prozent der befragten Manager. Das ist knapp mehr als der globale Durchschnitt. In den USA liegt der Anteil bei 37 Prozent, in Spanien bei 38 Prozent. "Viele Unternehmen scheinen sich bei der Einführung von KI noch in einem Stadium der Spielerei zu befinden", schätzt Levin die Situation ein. Es sei jedoch wichtig, klare Ziele für die Nutzung zu definieren und auf diese hinzuarbeiten, mahnt er.
Für die Studie befragte BCG etwa 1800 C-Level-Führungskräfte aus 19 Ländern und 12 Branchen, darunter Technologie, Finanzdienstleistungen und Energie. Knapp 200 Befragte stammen aus Deutschland. Von Investitionen in KI profitierten zuletzt auch Zulieferer und Betreiber von Rechenzentren.
(sfe)