Virgin Orbit: Nach gescheitertem Raketenstart offenbar große Geldprobleme

Der erste kommerzielle Raketenstart von Westeuropa aus, ist in der Nacht zu Dienstag gescheitert. Für Virgin Orbit könnte das drastische Folgen haben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 28 Kommentare lesen

(Bild: Virgin Orbit)

Lesezeit: 3 Min.

Nach Virgin Orbits fehlgeschlagenem Satellitenstart aus Großbritannien gibt man sich bei dem Unternehmen und in der britischen Regierung zuversichtlich, dass es sich nur um einen vorübergehenden Rückschlag handelt. Gleichzeitig gibt es Berichte, denen zufolge die finanzielle Situation des Raumfahrtunternehmens schlechter ist, als bislang bekannt. Schon im März könnte Virgin Orbit das Geld ausgehen, fasst ArsTechnica zusammen. So hat Virgin Orbit in den drei jüngsten Quartalen, für die Zahlen vorliegen, fast 140 Millionen US-Dollar verloren, bei Reserven von 71 Millionen US-Dollar. An der Börse liegt der Aktienkurs von Virgin Orbit jetzt bei 1,66 US-Dollar, das ist so viel wie kurz vor dem Startversuch, aber deutlich weniger als die 9,67 US-Dollar zur Ausgabe im Mai 2021.

Wie das US-Magazin ausführt, hat Virgin Orbit zuletzt 20 Millionen US-Dollar von dem Milliardär Richard Branson bekommen, zu dessen Firmenimperium die Firma gehört. Der habe sich aber im Gegenzug Rechte an allen Firmenwerten gesichert. Das deute darauf hin, dass Virgin Orbit keine andere Option mehr hatte und dass es schwer werden dürfte, andere Investoren und Investorinnen zu finden. Eine andere zugesagte Geldspritze in Höhe von 200 Millionen US-Dollar könne nur unter gewissen Umständen angezapft werden, dafür wäre aber die Rückzahlung von 50 Millionen US-Dollar Vorauszahlung nötig. Das sei also auch keine Hilfe und es sei nicht auszuschließen, dass Virgin Orbit schon bald das Geld ausgeht – außer etwa die britische Regierung springt ein.

In London will man den Rückschlag derweil nicht überbewerten. Der Weltraum sei schwierig, sagte der britische Wirtschaftsminister Grant Shapps gegenüber Sky News. Er habe keine Zweifel daran, dass sie bei Virgin Orbit wieder aufstehen, den Staub abklopfen und herausfinden würden, was schiefgelaufen ist. Trotz des Fehlschlags habe es sich um einen großen Moment gehandelt. Davon hat er selbst etwas abgelenkt, als auf seinem Twitter-Account ein Foto geteilt wurde, das ihn vor der Rakete LauncherOne zeigte. Darauf wurden rasch deutlich sichtbare Spuren von Nachbearbeitungen entdeckt und es stellte sich heraus, dass der mitten im ursprünglichen Foto zu sehende Ex-Premier Boris Johnson entfernt wurde. Shapps hat sich entschuldigt und den Tweet entfernt.

Virgin Orbit hat in der Nacht zu Dienstag versucht, eine Rakete von einer umgebauten Boeing 747 aus ins All zu schießen. Die sollte dort neun kleine Satelliten aussetzen. Es wäre der erste kommerzielle Satellitenstart aus Großbritannien und Westeuropa insgesamt gewesen. Nachdem das Raumfahrtunternehmen auf Twitter bereits einen Erfolg der Mission verkündet hatte, hieß es schließlich, dass eine Anomalie aufgetreten sei. Die habe die transportierten Satelliten daran gehindert, den Orbit zu erreichen. Was genau passiert ist, teilte Virgin Orbit nicht mit.

(mho)