Virgin investiert in Linux-Computer für Flugpassagiere und Blutbank für Stammzellen

Der umtriebige Unternehmer Richard Branson hat neben dem Weltraumtourismus auch die Biotechnologie entdeckt.

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Von
  • Florian Rötzer

Sir Richard Branson, der umtriebige britische Unternehmer, der seine Karriere mit Plattenläden begann, mit der Fluglinie Virgin reich wurde und sich einen Namen als Abenteurer mit seinen Versuchen machte, mit einem Ballon die Erde zu umrunden, setzt neue Akzente bei seinen Investitionen in Zukunftstechnologien. Branson könnte mit Virgin Galactic das Unternehmen gegründet haben, das den Weltraumtourismus mit suborbitalen Flügen eröffnet. Und im Frühjahr soll die Billigfluglinie Virgin America, falls Branson die gerade wieder verweigerte Zulassung noch erwirken kann, mit vielen neuen Kommunikations- und Unterhaltungsmöglichkeiten an den Start gehen. Jeder Sitz ist mit einem USB- und einem Ethernet-Anschluss sowie einem Stromstecker für Notebooks ausgestattet. Zudem wird ein Entertainment-System namens "Red" angeboten. Auf allen Rücklehnen befinden sich Touchscreens, die mit einem Computer, ausgestattet mit Linux, verbunden sind. Damit können die Passagiere Satellitensender und Pay-per-View-Filme sehen, MP3-Musik aufrufen, Radio hören, auf Linux basierende Games spielen, Mails versenden sowie über ein Funknetzwerk ins Internet gehen.

Angekündigt hatte Branson im vergangenen Jahr, Milliarden in erneuerbare Energien zu investieren. In Planung ist angeblich auch der Bau eines 2,2 Milliarden Euro teuren Kasinos auf Macao. Nächste Woche geht Branson aber mit einem neuen biotechnologischen Unternehmen an den Start, wie die britische Times berichtet. Branson will in das Geschäft mit Stammzellen einsteigen und eröffnet für zahlungswillige Eltern neugeborener Kinder die Möglichkeit, Stammzellen aus dem Nabelschnurblut in Stickstofftanks einzufrieren. Bei Bedarf und bei erwartbaren Fortschritten in der Medizin könnten die Stammzellen dann zur Therapie verwendet werden. In vielen Ländern wird diese Möglichkeit bereits angeboten.

In Deutschland haben bereits Zehntausende das Blut aus der Nabelschnur einfrieren lassen. Marktführer ist hier Vita 34, bei dem ein solches Stammzellenpräparat mit einem Jahr Lagerung um die 2.000 Euro kostet, die jährliche Lagergebührt kostet 30 Euro. Mit dem Nabelschnurblut können nicht nur die Spender selbst oder die Geschwister, sondern auch andere Patienten behandelt werden. Transplantiert werden sie vor allem für die Behandlung von Krebs und Blut-, aber auch von Stoffwechsel-, Herz- oder Gehirnerkrankungen.

Die kommerziell betriebene Einlagerung von Nabelschnurblut zur Gewinnung von Stammzellen ist umstritten und hoch spekulativ. Noch ist unklar, welche therapeutischen Anwendungen in Zukunft überhaupt möglich sein werden. Bislang sind vor allem die Versprechungen groß. In manchen Ländern wie in Frankreich oder Italien sind nur Spenden für öffentliche Blutbanken erlaubt. Die European Group on Ethics in Science and New Technologies, ein Gremium der EU-Kommission, wendet sich gegen private Stammzellenbanken. Zudem werden bislang nur höchst selten die Stammzellen aus dem eigenen Blut verwendet, weil sie beispielsweise die Gene enthalten können, die für die Erkrankung verantwortlich sind. Zur Behandlung von Leukämie werden daher körperfremde Stammzellen verwendet. Im Gegensatz zum normalen Blut ist körperfremdes Nabelschnurblut besser verträglich.

Die Bundesärztekammer hält die Kryokonservierung von Stammzellen aus dem Nabelschnurblut daher für unnötig und unsinnig: "Wenn Stammzellen des Nabelschnurblutes eines Neugeborenen vorübergehend eingefroren und zur späteren Nutzung gelagert werden sollen, so ist eine solche Nutzung für dieses Kind in Deutschland extrem unwahrscheinlich. Die Nutzung für einen Erwachsenen als einzige und anderen Therapien eindeutig überlegene Behandlungsform ist gegenwärtig rein spekulativ." (fr)