Virtual-Reality-System mit ferngesteuertem Rollstuhl reduziert VR-Krankheit

Werden bei der Fernarbeit per Virtual Reality Bewegungen nur per Video übertragen, kann das Symptome der VR-Krankheit auslösen. Es gibt aber eine Lösung.

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(Bild: Vibol Yem (Screenshot))

Lesezeit: 3 Min.

Ein Forschungsteam der japanischen Tokyo Metropolitan University hat ein Virtual-Reality-System (VR) für Fernarbeit entwickelt, das das Beschleunigungsgefühl eines Segways auf einen ferngesteuerten Rollstuhl eines VR-Nutzers überträgt. Die Wissenschaftler verzeichneten bei der Nutzung des Systems durch Probanden eine spürbare Verringerung der VR-Krankheit, die unter anderem Kopfschmerzen, Übelkeit und Desorientierung umfassen kann.

VR ermöglicht kollaboratives Arbeiten über große Distanzen an verschiedenen Standorten. Dabei teilen die Mitarbeiter das, was sie sehen und hören – im optimalen Fall in Echtzeit. In größeren Arbeitsumgebungen wie Lagerhäusern, Fabriken und Baustellen nutzen sie Fahrzeuge, um sich fortzubewegen, um etwa größere Bereich abdecken zu können. Das dabei geteilte mobile Erlebnis kommt beim Empfänger mit VR-Headset nicht unbedingt so gut an und verursacht möglicherweise Symptome der VR-Krankheit. Sie wird dadurch ausgelöst, dass die VR-Nutzer zwar die Bewegungen sehen können, sich selbst aber nicht entsprechend bewegen. Im schlimmsten Fall kann dies Symptome bis zum Erbrechen auslösen.

Die Forschungsgruppe hat sich des Problems angenommen und ein System entwickelt, das Video- und Audioinformationen sowie das Bewegungsgefühl mit anderen Nutzern über das Internet teilt, wie sie in ihrer in Advanced Robotics veröffentlichten Studie "Vehicle-ride sensation sharing system with stereoscopic 3D visual perception and vibro-vestibular feedback for immersive remote collaboration" aufzeigen.

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Als Fahrzeug zur Fortbewegung benutzte das Team einen Segway, der mit zwei 3D-Kameras, Mikrofon sowie Beschleunigungssensoren ausgerüstet ist. Die Daten übertragen die Wissenschaftler während der Fahrt über das Internet in Echtzeit an einen umgebauten Rollstuhl. Er ist mit Motoren ausgerüstet, die ihn und den darauf sitzenden VR-Nutzer beschleunigen und in die jeweilige Richtung bewegen. Damit erfährt er zusammen mit den Video- und Audioinformationen das gleiche Erlebnis wie der Segway-Fahrer.

Der Rollstuhl legt dabei allerdings nicht die gleiche Strecke zurück, sondern bewegt sich lediglich in einem definierten, engen Raum. Sobald die Beschleunigung des Segways nachlässt, wird der Rollstuhl für den Nutzer kaum merklich wieder in seine Ausgangsposition zurückgefahren.

Die Forscher probierten das VR-System mit freiwilligen Probandinnen und Probanden aus. Dabei zeigt sich ein deutlicher Unterschied, wenn die Beschleunigungsinformationen auf den Rollstuhl übertragen wurden. Mit den Bewegungsempfindungen nahm die VR-Krankheit um 54 Prozent ab. Die Teilnehmer schilderten dann die Benutzererfahrung auch als "hervorragend".

Die Forscher sammelten die von den Probanden geschilderten Erfahrungen, um das System zu verbessern. Denn es stellte sich heraus, dass die Nutzererfahrung dann am besten war, wenn etwa 60 Prozent der von der visuellen Informationen vorgeschlagenen Beschleunigung an die Räder weitergegeben wurden. Die Wissenschaftler führen dies auf die Empfindlichkeit des vestibulären Systems, des Gleichgewichtssinns, im Vergleich zum Sehvermögen zurück. Die Forscher arbeiten nun an weiteren Verbesserungen des VR-Systems für die Fernarbeit.

(olb)