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Virtualisierungslösung KVM in nächster Linux-Version

Thorsten Leemhuis

Der Linux-Kernel 2.6.20 wird die erst vor kurzem vorgestellte und auf Virtualisierungsfunktionen aktueller Prozessoren angewiesene Virtualisierungsumgebung KVM mitbringen.

Linus Torvalds hat die Virtualisierungsumgebung KVM [1] (Kernel-based Virtual Machine for Linux) in den zu Linux 2.6.20 führenden Kernel-Entwicklerzweig aufgenommen [2]. Bei KVM arbeitet der Kernel nach Laden eines speziellen Moduls selbst als Hypervisor für virtuelle Maschinen. Das gelingt jedoch nur in Zusammenarbeit mit den Virtualisierungsfunktionen aktueller x64-Prozessoren von Intel (VT: Vanderpool) oder AMD (AMD-V: Pacifica/Presidio, Secure Virtual Machine/SVM). Die erst vor kurzem fertiggestellte Unterstützung für AMDs Technik ist im aufgenommen Quellcode enthalten, die aus älteren Patches übernommene Beschreibung [3] spricht wohl fälschlicherweise nur von Unterstützung für Intel-CPUs.

Durch seinen Ansatz lief KVM ohne große Patch- und Kompilierorgien nach dem vergleichsweise simplen Kompilieren eines Moduls bereits mit aktuellen Kerneln. Virtuelle Maschinen, die unmodifizierte Betriebssysteme ausführen, sollen im Host als einfacher Prozess erscheinen und vom Host-Kernel unabhängig arbeiten. Ähnlich wie auch Xen kommt zur unterstützenden Emulation typischer PC-Komponenten der virtuellen Maschinen ein modifiziertes QEMU [4] zum Einsatz.

Das erstmals vor knapp zwei Monaten der Öffentlichkeit präsentierte [5] KVM überholt damit die mit anderen Ansätzen arbeitenden Virtualisierungslösungen Xen [6], OpenVZ [7] oder Linux-VServer [8] locker auf dem Weg zur Integration in den Kernel. Xen beispielsweise hofft darauf schon seit fast zwei Jahren [9] vergeblich. Mit der ebenfalls in 2.6.20 aufgenommenen Hypervisor-Schnittstelle [10] dürften zumindest für Xen die Chancen auf die endgültige Annäherung an den Linux-Kernel steigen, sobald die Umgebung denn auf der neuen Schnittstelle aufsetzt. (thl [11])


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https://www.heise.de/-125612

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[1] http://kvm.sf.net
[2] http://www.kernel.org/git/?p=linux/kernel/git/torvalds/linux-2.6.git;a=commit;h=6aa8b732ca01c3d7a54e93f4d701b8aabbe60fb7
[3] http://www.kernel.org/git/?p=linux/kernel/git/torvalds/linux-2.6.git;a=commit;h=6aa8b732ca01c3d7a54e93f4d701b8aabbe60fb7
[4] http://fabrice.bellard.free.fr/qemu/
[5] http://thread.gmane.org/gmane.linux.kernel/458485/focus=458848
[6] http://www.xensource.com/
[7] http://openvz.org/
[8] http://linux-vserver.org/
[9] https://www.heise.de/news/Virtualisierungsloesung-Xen-bald-im-Linux-Kernel-132412.html
[10] https://www.heise.de/news/Hypervisor-Schnittstelle-im-Linux-Kernel-2-6-20-125200.html
[11] mailto:thl@ct.de