Virtuelle Agenten und der elektronische Marktplatz

Mit der Einführung des E-Commerce gehen große Hoffnungen einher.

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Von
  • Florian Rötzer

Mit der Einführung des E-Commerce gehen große Hoffnungen einher. Möglicherweise werden aber bald nicht nur Menschen hier ihren Geschäften nachgehen, sondern vielleicht auch Milliarden von virtuellen Agenten, die mit einer gewissen Autonomie ausgestattet sind und im Auftrag ihrer Benutzer arbeiten, beispielsweise auf dem globalen Markt nach den günstigsten Angeboten suchen. Das aber könnte viel verändern, denn die Agenten werden sich, auch wenn sie mit einer gewissen Intelligenz ausgestattet sein mögen, anders als Menschen verhalten. Beispielsweise können sie weitaus schneller weitaus mehr Informationen verarbeiten, treffen ihre Entscheidungen aber unter wesentlich einfacheren und weniger differenzierten Gesichtspunkten als Menschen.

Jeffrey Kephart und seine Kollegen am Thomas J. Watson Research Center von IBM haben ein einfaches Modell mit Agenten entwickelt, die Informationen kaufen und verkaufen: 10 Anbieter, 10 Broker und 1000 Konsumenten. Damit wollten sie überprüfen, ob "eine Informationsökonomie des freien Marktes in sich in der Lage ist, die Interaktionen von Milliarden von Software-Agenten zu unterstützen, und wenn dies so ist, welche minimalen Bedingungen der Infrastruktur einer solchen Ökonomie und der in ihr agierenden Agenten gegeben sein müssen."

Schon in dem äußerst vereinfachtem Modell einer Informationsfilterung durch konkurrierende Agenten, in dem es einzig um den Preis der Information und die "Transportkosten" für ihre Übermittlung geht, kam es zu verheerenden Preiskämpfen, zumindest unter der Bedingung, daß die Agenten zwar über eine perfekte Information verfügen, aber kein Gedächtnis besitzen. Die Broker unterbieten sich beispielsweise solange, bis einige oder alle auf weniger vom Konkurrenzkampf geprägte Nischen ausweichen. Die Kunden werden oft nicht mehr von den Brokern beliefert oder die Gewinne der Anbieter geraten in wilde Schwankungen. Die Kurzsichtigkeit macht das System instabil, so daß offenbar notwendigerweise ruhige Zustände in sporadisch auftretende Preiskämpfe übergehen. Die Autoren schlagen einige Lösungsmöglichkeiten für künftige Forschungen an derartigen Multi-Agenten-Modellen vor, betonen aber, daß diese wieder zu anderen unerwünschten Unwägbarkeiten auf einem freien Markt führen können.

Dazu siehe auch in Telepolis: Virtuelle Agenten auf dem elektronischen Marktplatz - eine Katastrophe?. (fr)