Vivaldi: Browser integriert E-Mail-Client
Der Browser Vivaldi zeigt in einer Technical Preview, wie weit die Integration eines Mail-Clients samt Kalender und RSS-Reader fortgeschritten ist.
Vivaldi hat den Snapshot 2115.4 seines Desktop-Webbrowsers veröffentlicht. Wie üblich bringt die Momentaufnahme einige kleinere Fehlerkorrekturen und Verbesserung mit sich, vor allem aber integriert sie eine Technical Preview von Vivaldi Mail.
Vivaldi Mail ergänzt den Browser um einen Mail-Client, einen Kalender und einen Feedreader. Hinter den Kulissen wird seit geraumer Zeit an diesen Funktionen gearbeitet, was zu einer – gerade für eine frühe Preview – beeindruckenden Feature-Fülle geführt hat: Vivaldis Mailer unterstützt IMAP- und POP3-Server und bietet unter anderem Suchordner, eine Unified Inbox und IMAP-Labels. Der Client versucht Mails von Mailinglisten automatisch zu erkennen und sortiert sie entsprechend beziehungsweise erlaubt, sie aus- und einzublenden. Der lokale Papierkorb dient als Backup-Ersatz und behält auch vom Server gelöschte Mails, solange er nicht lokal geleert wird. Massenhafte Löschungen wild gewordener Clients sollen sich so einfangen lassen.
Der integrierte Kalender und Feed-Reader bieten ebenfalls bereits diverse Features, die übliche Funkionen – etwa eine Kalendersynchronisierung via CalDAV – abdecken. Beide Komponenten sind mit Browser und Mailer verzahnt. Feeds werden sogar direkt in der Benutzeroberfläche des Mailers angezeigt.
Prä-Beta-Qualität
In der Technical Preview noch nicht enthalten sind Filterregeln, um automatische Aktionen auf passenden Nachrichten ausführen zu können. Auch recht gängige Features wie die Möglichkeit, E-Mails lokal zu importierten, oder die Auswahl zwischen HTML- und Plaintext-Mails, fehlen noch, sind aber geplant. An einer Unterstützung für PGP wird ebenfalls gearbeitet.
Überhaupt betont Vivaldi, dass die Funktionen in Entwicklung sind und Prä-Beta-Qualität haben. Auch bis zur Freigabe der nächsten stabilen Browser-Version werden sie wohl noch nicht fertig sein. Wer sie trotzdem bereits ausprobieren will, muss den Snapshot herunterladen, vivaldi://experiments/
aufrufen und die Tools dort aktivieren. Danach muss der Browser neu gestartet werden.
M2 lässt grüßen
Vivaldi wächst mit den neuen Funktionen mehr und mehr zu einer Internet-Suite im Stil SeaMonkeys heran. Solche Kombinationen aus Browser und Mailclient (und weiteren Funktionen, etwa HTML-Editoren) waren um die Jahrtausendwende populär, haben seither aber an Bedeutung verloren. Auch Vivaldis ideeller Vorgänger, der Browser Opera, hatte mit "M2" einen Mailclient eingebaut.
Opera schlug mit Version 15 allerdings einen anderen Weg ein und reduzierte den Funktionsumfang des Browsers drastisch. Opera-Gründer Jon von Tetzchner hob daraufhin das Projekt Vivaldi aus der Taufe, um wieder einen Browser zu haben, der keine Wünsche offen lassen soll. Tatsächlich bietet Vivaldi mehr Features als viele Konkurrenten und rüstet kontinuierlich praktische und auch eher abseitige Funktionen nach; zuletzt etwa die Möglichkeit, Browser-Tabs regelmäßig neu zu laden, und ein in den Browser integriertes Acarde-Game. Auf die Rückkehr von M2 warteten viele Fans allerdings sehnsüchtig seit der Projektgründung. Entsprechend enthusiastisch waren die Reaktionen auf die Preview von Vivaldi Mail – intern wohl auch "M3" genannt.
(syt)