Vivendi lässt sich nur mit radikalen Schnitten retten

Innerhalb von 18 Monaten will sich Vivendi von Beteiligungen und Vermögenswerten in Höhe von mindestens 12 Milliarden Euro trennen.

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  • dpa

Die Rettung des hochverschuldeten Medienkonzerns Vivendi Universal ist nur mit radikalen Einschnitten und Milliardenverkäufen von Beteiligungen möglich. Das kündigte der neue Vorstandschef Jean-René Fourtou am Mittwoch in Paris an. Innerhalb von 18 Monaten werde sich Vivendi von Beteiligungen und Vermögenswerten in Höhe von mindestens 12 Milliarden Euro trennen. Bislang wollte der Konzern innerhalb von zwei Jahren durch Anteilsverkäufe 10 Milliarden Euro erzielen.

Der Vertrag über den Verkauf des italienischen Bezahlfernsehsenders Telepiu an die News Corp des australischen Medienmoguls Rupert Murdoch sei am Mittwoch unterschrieben worden, sagte Fourtou. "Das bringt uns eine Milliarde Euro".

"Wir werden uns von dem gesamten Verlagswesen trennen und wollen uns auf das Fernseh, Film- und Musikgeschäft konzentrieren." Entgegen anders lautender Spekulationen prüft Vivendi doch den Verkauf der profitablen Telefonsparte Cegetel. Vivendi würde das lukrative Geschäft gern behalten und ausbauen, doch auf Grund der schwierigen Finanzlage "werden wir alle Angebote prüfen". Die Franzosen halten 44 Prozent an Cegetel. Eine Aufstockung auf einen Mehrheitsanteil, an dem auch die britische Vodafone interessiert ist, würde nach Analystenmeinung jedoch über drei Milliarden Euro kosten. Über den Verkauf des Verlagsgeschäfts liefen die Verhandlungen, sagte Fourtou. Zum Verkauf stehen nicht nur französische Prestige-Verlage sowie das US- Verlagshaus Houghton Mifflin an.

Die Schuld an der kurzfristigen Liquiditätskrise im Sommer gab Fourtou den Ratingagenturen, die Vivendi durch ihre Herabstufung an den Rand der Zahlungsunfähigkeit gebracht hätten. Nach den in der vergangenen Woche gewährten Bankenkrediten von drei Milliarden Euro sei die "schlimmste Krise Überwunden". Die Situation Vivendis bezeichnete Fourtou als "zur Zeit nicht schlecht", trotzdem sei das Vertrauen an den Finanzmärkten noch längst nicht wiederhergestellt. "Unsere Glaubwürdigkeit liegt bei Null".

Vivendi ist unter Fourtous Vorgänger Jean-Marie Messier durch milliardenteure Übernahmen zur zweitgrößten Mediengruppe der Welt aufgestiegen, musste jedoch nach dem Börsensturz durch Abschreibungen Milliarden-Verluste einstecken. Der Schuldenberg erhöhte sich auf zuletzt 35 Milliarden Euro, davon 19 Milliarden im Medien- und Telekommunikationsgeschäft. Der Rest wurde bei dem weltgrößten Wasserversorger Vivendi Environnement (VE) geparkt, an dem Vivendi Universal noch gut 40 Prozent hält. Ein Anteilsverkauf werde zur Zeit nicht erwogen, sagte Fourtou. Zusammen mit dem Management werde zur Zeit geprüft, wie die Beziehung in Zukunft zu gestalten sei. (dpa) / (anw)