Vobis-Chef Theo Lieven tritt zurück

Vobis-Vorstand Theo Lieven will sein Amt zum Jahreswechsel an seinen bisherigen Stellvertreter Dr.

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Von
  • Christian Persson

Vobis-Vorstand Theo Lieven will sein Amt zum Jahreswechsel an seinen bisherigen Stellvertreter Dr. Gert Hügler abgeben. Er werde, wie schon sein alter Kompagnon Rainer Fraling, der 1994 aus dem Vorstand ausgeschieden ist, dem Unternehmen weiter als aktiver Berater zur Verfügung stehen, teilte die Vobis-Sprecherin mit.

Lieven und Fraling gründeten das Unternehmen 1975, nachdem sie als Studenten mit großem Erfolg Sammelbestellungen für Kommilitonen organisiert hatten. Nach stürmischen Wachstumsjahren wurde 1989 die Mehrheit an die Kaufhof AG (heute Metro AG) abgegeben. Lieven behielt die Führung und formte die Computerhandelskette zu einem Mitspieler im PC-Markt, dem auch IBM und Compaq ihren Tribut zu zollen hatten. Dieses Jahr triumphierte Vobis über den Erzkonkurrenten Escom, der dem Wettbewerb nicht mehr gewachsen war und Konkurs anmelden mußte. Vielleicht war dieser finale Erfolg der Anlaß für Lieven, den Abschied ins Auge zu fassen.

Kühle kaufmännische Vernunft und sachlich-nüchternen Führungsstil sagt dem Unternehmer Lieven niemand nach. Als "Enfant terrible" der Branche hat er oft kein Blatt vor den Mund genommen - selbst dann, wenn es ihm nicht nutzte. Unvergessen ist seine Auflehnung gegen den Monopolisten Microsoft, als er mitten im Weihnachtsgeschäft 1994 OS/2 statt Windows zur Standardausstattung der Vobis-Rechner ausrief. Eingeprägt haben sich auch die musikalischen Auftritte von "Theo an den Keyboards" am Rande mancher Computermesse. Zur Computex 96 mietete der so untypische Business Man gar die National Concert Hall von Taipei und gab zusammen mit dem dortigen Symphonieorchester ein Piano-Konzert von Mozart.

Jetzt trägt sich Lieven mit einer neuen Geschäftsidee "im Bereich der klassischen Musik", die er vor seinem 50. Geburtstag in Angriff nehmen wolle. Der Mann ist 44 - schade wär's, wenn man bis dahin nichts mehr von ihm hörte. (cp)