Vodafone beendet die Mannesmann-Geschichte

Nach der Übernahme der Mannesmann AG durch den Mobilfunkbetreiber Vodafone wurde der Traditionskonzern in seine Einzelteile zerlegt und teilweise verkauft.

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  • dpa

Zwei Jahre nach der Übernahme durch Vodafone sollen am heutigen Dienstag nun endgültig die verbliebenen Aktionäre der früheren Mannesmann AG aus der Gesellschaft gedrängt werden. Mit rund 100 Aktionären hat am Dienstag die Hauptversammlung der Vodafone AG in Düsseldorf begonnen. Den insgesamt etwa 4.000 Aktionären werde eine Zwangsabfindung von rund 218 Euro je Aktie geboten. Vodafone muss für die knapp zwei Millionen Aktien insgesamt etwa 435 Millionen Euro zahlen. Die Briten halten 99,6 Prozent an der Vodafone AG.

Vodafone-Chef Chris Gent rief die verbliebenen Anteilseigner der früheren Mannesmann AG zur Annahme der angebotenen Zwangsabfindung auf. Die Übernahme aller Anteile spare Kosten und stärke den Konzern.

Das so genannte Squeeze Out ist nach den neuen Übernahmerichtlinien möglich, die am Jahresanfang in Kraft getreten sind. Nach dem nur noch formalen Akt wird die seit 1907 an der Börse gehandelte Mannesmann-Aktie vom Kurszettel gestrichen. Der Eintrag des einstigen Industriegiganten im Handelsregister wird gelöscht.

Mannesmann: Übernommen, filetiert und zerschlagen

Nach der Übernahme der Mannesmann AG durch den Mobilfunkbetreiber Vodafone wurde der Traditionskonzern in seine Einzelteile zerlegt. Aus den Verkäufen erlösten die Briten mehr als 70 Milliarden Euro bei einem Übernahmepreis für Mannesmann von 350 Milliarden Euro, der durch einen Aktientausch bezahlt wurde. Bei Vodafone blieben hauptsächlich die Mannesmann-Aktivitäten im Mobilfunk (D2, Omnitel) und das Festnetzgeschäft (Arcor). Aus kartellrechtlichen Gründen musste sich Vodafone von der Mobilfunkfirma Orange trennen, die von France Telecom für 48 Milliarden Euro übernommen wurde.

Verkauft wurde auch die italienische Infostrada (Festnetz). Sie ging für 11 Milliarden Euro an den Energiekonzern Enel. Siemens und Bosch übernahmen für 9,6 Milliarden Euro die Industriessparte Atecs (Maschinenbau, Autotechnik), obwohl dafür zunächst ein Börsengang vorgesehen war. Einen guten Schnitt machte Vodafone außerdem mit den Luxusuhren. Für dieses Mannesmann-Geschäft kassierten sie von der schweizerischen Richemont 2 Milliarden Euro. Das chronisch defizitäre Röhrengeschäft ging zum symbolischen Preis von 0,51 Euro (1 DM) an Salzgitter.

Der Ausverkauf des 110 Jahre alten Traditionskonzerns wurde innerhalb des Jahres 2000 praktisch vollständig abgewickelt. 2001 wurde Mannesmann schließlich in Vodafone AG umfirmiert. Mit dem Herausdrängen der Altaktionäre durch das Squeeze Out erinnert künftig nur noch die Düsseldorfer Adresse an den Mischkonzern vom Rhein: das Mannesmannufer. (dpa) / (jk)