Vodafone bläst zum Angriff

Vodafone bekennt sich offiziell zu einer feindlichen Übernahme von Mannesmann.

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Von
  • Jürgen Kuri

Heute Morgen gab der britische Mobilfunkriese Vodafone Airtouch offiziell seine Absicht bekannt, Mannesmann auch ohne Zustimmung des deutschen Managements übernehmen zu wollen. In einer Mitteilung, die um 8 Uhr über die Presseagenturen ging, erklärte das Unternehmen, durch "diesen Zusammenschluss würde der europäische Weltmarktführer auf dem Gebiet der Telekommunikation entstehen". Nach Aussagen von Chris Gent, Chef von Vodafone, sei kein Verlust von Arbeitsplätzen zu befürchten: "Vielmehr würde die Belegschaft von den verbesserten Wachstumsperspektiven der neuen Gruppe profitieren".

Die Erklärung ist offensichtlich ein Versuch, die Mannesmann-Aktionäre günstig für eine feindliche Übernahme des deutschen Konzerns zu stimmen. Am Wochenende war Gent mit dem Versuch gescheitert, sich mit dem Management von Mannesman gütlich zu einigen. Die Offerte von 150 Milliarden Mark hatte Mannesmann-Chef Klaus Esser als ungenügend zurückgewiesen.

Im Laufe der Woche will Vodafone bekanntgeben, welches Bonbon man für die Mannesmann-Aktionäre bereithält - bislang schweigt sich das Unternehmen darüber aus. Man wolle erst mit Großaktionären und finanziellen Beratern darüber sprechen. Mit dem ursprünglichen Angebot wird die Übernahme aber nicht über die Bühne gehen: Analysten gehen davon aus, dass Vodafone bis zu 230 Milliarden Mark in Form eines Aktientauschs bieten wird. Dabei ist das Unternehmen vor allem auf die lukrative Mobilfunksparte von Mannesmann scharf: Mit D2 und Omnitel ist Mannesmann das zweitgrößte Unternehmen der Branche in Europa, direkt hinter der Telekom Italia.

Laut Aussagen von Chris Gent will sich Vodafone aber weiterhin auf den Mobilfunkmarkt konzentrieren. Hier ist die Firma mit weltweit knapp 29 Millionen Kunden Marktführer. Das fördert natürlich die Spekulationen: So gehen einige Börsenexperten davon aus, dass man die Festnetzbereiche (Arcor und Otelo) an France Telecom abgibt, die damit, einschliesslich der schon vorhandenen Beteiligung an E-Plus, zum Komplettanbieter und scharfen Konkurrenten der Deutschen Telekom würde. Anlagenbau und Stahlbereiche wolle Vodafone nach der heute verbreiteten Erklärung ausgliedern und an die Börse bringen - letztlich kein großer Unterschied zu den Plänen von Esser, der Mannesmann ebenfalls in mehrere selbstständige Bereiche aufspalten will.

Das deutsche Management von Mannesmann jedenfalls hat schon harten Widerstand gegen die Vodafone-Absichten angekündigt. Ob sie damit Erfolg haben oder ob die Briten sich durchsetzen können, wird von der Höhe des Angebots und eventueller Unterstützung für Mannesmann von dritter Seite abhängen. (jk)