Vodafone greift Festnetzgeschäft an

Das Festnetz sei ein riesiger Markt, meinte der Chef von Vodafone Deutschland und kündigte den Ausbau von "Vodafone Mobile zu Hause" an.

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  • dpa

Der Mobilfunkbetreiber Vodafone D2 hat dem Festnetzgeschäft der Telekom den Kampf angesagt. "Das ist ein riesiger Markt", sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Jürgen von Kuczkowski, am Dienstag in Düsseldorf und kündigte den Ausbau des Produkts "Vodafone Mobile zu Hause" an. Jeder gewonnene Prozentpunkt würde sich positiv in der Bilanz des Unternehmens niederschlagen. In den kommenden Jahren sollen die Substitution des Festnetzes durch den Mobilfunk sowie UMTS die Wachstumstreiber sein. Nach weiteren Angaben von Kuczkowski werden derzeit erst 10 Prozent aller Telefonate zu Hause über das Handy geführt.

"Von der Produktseite müssen wir uns gut aufstellen und gehen mit Augenmaß an das Thema", betonte er. Im Juni will Vodafone D2 einen Festnetztarif bekannt geben, erwartet für das laufende Geschäftsjahr 2005/06 (31. März) allerdings noch keine nennenswerten Anteile an diesem Geschäftssegment. Aber nicht nur das Festnetz, auch die Telekom-Tochter T-Mobile gerät durch den Düsseldorfer Konkurrenten in die Defensive, mit einer Kundenzahl von 27,2 Millionen zum Ende des vierten Quartals (31. März) verringerte Vodafone D2 den Abstand zum Marktführer.

"Marktführerschaft bei den Kunden ist nicht unsere Strategie", sagte Kuczkowski, sondern profitables Wachstum. Beim Umsatz und Ergebnis liege Vodafone ohnehin schon vor T-Mobile. Im abgelaufenen Jahr hatte Vodafone D2 seinen Umsatz um 5 Prozent auf 8,3 Milliarden Euro gesteigert. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erhöhte sich um 8 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro. Damit gehörte Vodafone D2 neben der italienischen Landesgesellschaft zur umsatz- und ertragstärksten Tochter im Vodafone-Verbund.

Insgesamt schrieb der Konzern durch hohe Abschreibungen auf Firmenwerte 2004/2005 unter dem Strich einen Verlust von 7,5 Milliarden britische Pfund (10,91 Milliarden Euro), das waren 1,5 Milliarden Pfund (2,18 Milliarden Euro) weniger als ein Jahr zuvor. Das Ebitda vor Sonderposten kletterte dagegen leicht um 3 Prozent auf 13 Milliarden Pfund (18,91 Milliarden Euro). Weltweit erzielte die Vodafone-Gruppe beim Umsatz ein Plus von 4 Prozent auf 34,1 Milliarden Pfund (49,62 Milliarden Euro) und steigerte ihre Kundenzahlen um 16,3 Millionen auf rund 155 Millionen.

Im UMTS-Geschäft peilt die deutsche Tochter im laufenden Geschäftsjahr mindestens 1 Million Kunden an. Ende März hatte das Unternehmen 360.000 UMTS-Handys und Datenkarten verkauft. Den Rückgang der Erlöse je Kunde (ARPU) erklärte Kuczkowski unter anderem mit der hohen Anzahl von Wenigtelefonierern im gesamten Kundenstamm. Aber auch diese seien angesichts der gesunkenen Kosten für die Neugewinnung wichtige Teilnehmer im Vodafone-Netz. Wenn sich die Zahl der UMTS-Kunden auf 5 bis 10 Millionen erhöhe, werden nach seinen Worten die Durchschnittserlöse wieder anziehen.

Renner unter den Datendiensten bei Vodafone sei das mobile TV, gefolgt von der Musik und der Videotelefonie. "UMTS ist die Zukunft und das Wachstum von morgen", unterstrich der Unternehmenschef, der im Oktober dieses Jahres in den Ruhestand gehen wird. Über den Nachfolger wird der Aufsichtsrat im Juli entscheiden. Als Topfavorit auf den Posten gilt Kuczkowskis Stellvertreter, Friedrich Joussen, der für das operative Geschäft verantwortlich ist. (dpa) / (jk)