Äußerlich gefälschte AMD-CPUs im Umlauf – nur die Chips fehlen

Aus Rumänien erhielt ein deutscher YouTuber einen funktionslosen AMD Ryzen 7800X3D. Die fast perfekte Nachahmung endet erst unter dem Heatspreader.

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Klebstoff statt Dies – die neue Generation der CPU-Fälschungen ist zumindest äußerlich kaum zu erkennen.

(Bild: Roman "8auer" Hartung, Screenshot und Bearbeitung: heise online)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Nico Ernst

Die Qualität von Prozessorfälschungen hat eine neue Dimension erreicht: Fälscher bauen bis auf das Silizium inzwischen das gesamte Produkt nach. Ein Zuschauer des renommierten Hardware-Kanals "der8auer" wandte sich im August 2024 an dessen Betreiber Roman Hartung, weil er auf einer rumänischen Plattform für Privatverkäufe einen vermeintlichen AMD-Prozessor erstanden hatte. War dieser eingebaut, startete das Mainboard jedoch nicht. Alle Versuche der Fehlerbehebung schlugen fehl, sodass Hartung dem Betroffenen den Chip zur genaueren Analyse zum Neupreis eines 7800X3D abkaufte.

Hartung gilt als einer der weltbesten Übertakter und entwickelt seit Jahren auch Zubehörprodukte für allerlei Hardware, unter anderem Geräte, mit denen sich der Heatspreader einer CPU risikoarm entfernen lässt. Damit stellte sich schnell heraus: Unter dem Metalldeckel steckte nur Klebstoff, der ihn auf der Platine des CPU-Fakes festhält. Anders als bei früheren Fälschungen handelte es sich hierbei nicht um einen umgelabelten Prozessor minderer Qualität, bei dem nur die Beschriftung eines billigeren Produkts gegen die einer teureren CPU ausgetauscht wurde.

Auch bei der Beschriftung hatten die Fälscher gepfuscht, sie befindet sich nicht genau an den gleichen Stellen wie beim Original und verwendet in einer Zeile eine leicht andere Schriftart. Ebenso weist die Platine Merkwürdigkeiten auf, die mehr oder weniger stark auffallen. Die Farbe weicht leicht von einem echten Ryzen 7000 ab und die SMD-Kondensatoren sind nicht mit Klebstoff gegen Beschädigungen gesichert. Wenn Verkäufer Bilder von echten Prozessoren in Onlineanzeigen verwenden, ist auch das nicht zu erkennen. Ebenso wie die Tatsache, dass der Fake mit einer Dicke der Platine von unter einem Millimeter viel dünner als die rund 1,3 Millimeter des echten Ryzen ist. Das fällt aber erst beim Einbau auf, weil sich der Bügel des Prozessorsockels viel leichter schließen lässt.

Größere Mühe gaben sich die Betrüger offenbar bei der Verpackung, sie sieht in Druck, Farben und Ausstattung in den Videobildern zufolge wie das Original aus. Selbst die Seriennummer auf dem Siegel entspricht der, die auf dem Ryzen-Fake angebracht ist. Die Fälscher haben offenbar die Schachtel, den Heatspreader und die Platine sehr professionell herstellen lassen. Das legt die Vermutung nahe, dass hier eine Gruppe mit großen technischen und finanziellen Ressourcen am Werk ist, die solche Fakes in Serie herstellen.

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Während bei Privatverkäufen, bei denen man das Produkt nicht direkt zu Gesicht bekommt, generell große Vorsicht geboten ist, hat die Qualität dieser Fälschung womöglich größere Dimensionen. Es kam bereits vor, dass Fake-CPUs von großen Plattformen wie Amazon angeboten wurden. Das bietet dem Käufer zwar einen gewissen Schutz, bewahrt aber letztlich nicht vor dem Ärger. Auch Händler sollten in Zukunft doppelt aufpassen, woher sie ihre Ware beziehen. Der Austausch von einzelnen Produkten in Großverpackungen auf dem Weg durch die Lieferkette kam schon vor. Da nun auch die Verpackung täuschend echt gefälscht wird, gestaltet sich die Eingangskontrolle noch schwerer.

(nie)