Von den Experten übersehen: Amateurforscher findet ungewöhnlichen Exoplaneten

Bei einem 146 Lichtjahre entfernten Stern hat ein Amateurforscher wohl einen Exoplaneten entdeckt. Vorher war der mehrmals übersehen worden.

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Der nun entdeckte Himmelskörper

(Bild: Backyard Worlds, Léopold Gramaize)

Lesezeit: 2 Min.

Ein Teilnehmer des Amateurforschungsprojekts "Backyard Worlds: Planet 9" hat einen bisher unbekannten Begleiter eines Sterns gefunden, der vorher mehrmals übersehen worden war. Bei dem Objekt, das den Stern BD+60 1417 begleitet, handelt es sich entweder um einen großen Exoplaneten oder einen sogenannten Braunen Zwerg, also ein Objekt zwischen Stern und Planet. Es gebe aber Hinweise, die für einen Exoplaneten sprechen. BD+60 1417b kommt demnach auf 10 bis 20 Jupitermassen und ist von seinem Stern 1600 Astronomische Einheiten entfernt, also 1600 Mal so weit wie die Erde von der Sonne. Weil bislang nur wesentlich näher bei dem Stern nach Planeten gesucht worden war, hatten die professionellen Astronomen und Astronominnen ihn gleich bei mehreren Analysen übersehen.

"Backyard Worlds: Planet 9" beruht auf den Beobachtungen des NASA-Weltraumteleskops Wise. Auf einer 2017 online gestellten Internetseite können Interessierte daumenkinoartige Filmsequenzen ansehen und darauf nach sich bewegenden Objekten suchen. Dabei geht es vor allem um den hypothetischen neunten Planeten. Wegen der vielen Bildartefakten sind Algorithmen mit der Suche überfordert und Menschen können ihre Stärke ausspielen. Das hat auch Jörg Schümann getan, der von dem Forschungsteam um Jackie Faherty vom American Museum of Natural History nun als Entdecker bezeichnet wird. Erst ihm sei das kleine Objekt aufgefallen, das sich auf den Aufnahmen mit dem Stern zu bewegen schien. Weil es so weit von dem entfernt ist, war es vorher übersehen worden. Nach dem Hinweis konnte der Fund bestätigt worden, wie es im Astrophysical Journal heißt.

Der Fund verdeutlicht einmal mehr den Wert von Amateurforschungsprojekten wie Backyard Worlds. Viele Expertinnen und Experten hätten sich gefreut, diesen Himmelskörper zu entdecken, aber sie haben falsch geprüft, meint Fahrtey. Der lasse außerdem auch darauf hoffen, dass noch viel weitere solcher ungewöhnlichen Objekte auf ihre Entdeckung warten. Aufgrund der Masse des Objekts sei es möglich, dass es sich um einen riesigen Gasplaneten oder einen Braunen Zwerg handelt, also zu massereich für einen Planeten, aber nicht massereich genug für die Zündung der Kernfusion. Gerade davon wurden im Rahmen von "Backyard Worlds: Planet 9" schon viele Dutzend gefunden. Und dabei ist das Projekt noch nicht einmal zur Hälfte abgeschlossen.

(mho)