Vor 50 Jahren: "They got the silicon transistors down in Texas!"

Vor einem halben Jahrhundert eröffnete Texas-Instruments-Forschungsleiter Gordon Teal mit einer filmreifen Präsentation das Siliziumzeitalter.

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Von
  • Ralf Bülow

Dayton, US-Bundesstaat Ohio, 10. Mai 1954. Die "National Conference on Airborne Electronics" plätscherte dahin, es ging um Transistor-Forschung. Die anwesenden Fachleute wussten: Das 1947 erfundene Halbleiter-Bauelement besaß viele Vorzüge, war aber bei weitem nicht perfekt. Das Grundelement Germanium vertrug zum Beispiel keine hohen Temperaturen, ein gravierender Nachteil für die Zwecke der Waffentechnik. Als Lösung winkte der Transistor aus Silizium, doch der, so ein Firmensprecher, sei erst in frühestens zwei Jahren zu erwarten.

Letzter in der Rednerliste war Gordon K. Teal, Chemiker, 47 Jahre alt und seit einem Jahr Forschungsleiter von Texas Instruments in Dallas. Am Ende des Referats verkündete er, dass seine Firma seit kurzem zwei Typen von Silizium-Transistoren fertigte und dass diesen eine aufregende Zukunft bevorstünde. Anschließend zeigte er noch ein kleines Experiment, bei dem er einen Si-Transistor an einen Plattenspieler anschloss und in heißes Öl tauchte, was die Qualität der Wiedergabe aber nicht sonderlich beeinträchtige.

Als das Publikum das Erlebte begriffen hatte, setzte ein Ansturm auf die Vortragsskripten ein, die Teal bereitwillig verteilte, und dann auf die Telefonzellen -- überliefert ist der Ausspruch eines Mannes von der vornehmen Neuengland-Firma Raytheon: "They got the silicon transistors down in Texas!" Die TI-Pressestelle schmückte die Szene später weiter aus, festzuhalten bleibt, dass das neue Produkt die Firma aus einer mittelständischen Position in die erste Liga der Elektronikbranche katapultierte.

An der Geburt des Si-Transistors wirkten neben Forschungschef Teal natürlich weitere Fachleute mit, so der junge Chemiker Willis Adcock. In einem langen biographischen Interview hat Teal -- der 2003 drei Tage vor seinem 96. Geburtstag verstarb -- die Entwicklung der Siliziumtechnologie im Detail geschildert. Bei der Fertigung konnte er an das so genannte Tiegelzieh-Verfahren anknüpfen, das der Deutsch-Pole Jan Czochralski 1916 in Berlin entdeckte und das bis heute seine führende Rolle in der Produktion von Silizium-Einkristallen behalten hat.

Nach der Vorstellung im Mai 1954 dauerte es noch einige Jahre, bis das Element, das es wie Sand am Meer gibt, den Weg in den Computer fand. 1958 lieferte Fairchild seine ersten Si-Mesa-Transistoren aus, 1959 folgte die integrierte Schaltung in Silizium-Technik, 1971 der erste Mikroprozessor und wenig später das gleichnamige Tal. (Ralf Bülow) / (anw)