Vorwürfe im Prozess um Millionenbetrug im Internet teilweise bestätigt
Im Verfahren um den Betrug an über 100.000 Websurfern durch Dialer räumten zwei Angeklagte die Vorwürfe im Wesentlichen ein, zwei weitere kündigten ausführliche Stellungnahmen an.
Vor dem Osnabrücker Landgericht hat am heutigen Donnerstag einer der bisher größten Prozesse wegen Internetkriminalität in Deutschland begonnen. Verantworten müssen sich vier Männer, die Surfern automatische Internet-Einwahlprogramme über teure Mehrwertdienstenummern untergeschoben haben sollen. Die Staatsanwaltschaft spricht von einem Gewinn von mehr als zwölf Millionen Euro. Der tatsächliche Schaden liegt laut Staatsanwalt Jürgen Lewandrowski allerdings noch um ein Drittel höher. Die Anklage lautet auf Betrug, Computerbetrug und Datenveränderung an Computern.
Der Anwalt des Hauptangeklagten, eines 31 Jahre alten in Lettland geborenen Deutschen, kündigte für den zweiten Sitzungstag eine detaillierte Stellungnahme seines Mandanten an. Darin werde er die Tatvorwürfe zwar im Prinzip gestehen, sagte der Düsseldorfer Rechtsanwalt Ferdinand Dahlmanns. Die von der Anklage genannte Summe sei aber "aberwitzig hoch". "Wir werden versuchen nachzuweisen, dass die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft in Details nicht stimmen", sagte Dahlmanns am Rande des Prozesses. Unklar sei zum Beispiel die Frage, wann die Dialer illegal seien. Der Anwalt eines weiteren Angeklagten kündigte ebenfalls für eine der nächsten Sitzungstage eine ausführliche Stellungnahme an. Die beiden anderen Männer räumten die Vorwürfe bereits zu Beginn der Verhandlung im Wesentlichen ein.
Die mutmaßlichen Täter sollen als Bande zwischen Juli 2002 und Ende September 2003 so genannte Autodialer entwickelt und über Webseiten von den Surfern unbemerkt auf den Rechnern installiert haben. Dabei seien zum Teil die Sicherheitseinstellungen der Computer manipuliert und Schutzprogramme gegen Dialer planmäßig außer Kraft gesetzt worden, sagte Lewandrowski. Die Opfer – im Vorfeld des Prozesses war von mehr als 100.000 die Rede – erhielten von der Telekom überhöhte Abrechnungen. Die Dialer kassierten laut Staatsanwalt zwischen 1,83 Euro und 45 Euro pro Minute.
Neben dem im lettischen Riga wohnenden Hauptangeklagten stammen die anderen Männer im Alter zwischen 26 und 37 Jahren aus Nordrhein-Westfalen. Die Osnabrücker Staatsanwaltschaft hatte das bundesweite Sammelverfahren übernommen. An den zwölf Verhandlungstagen sollen 19 Zeugen und 3 Sachverständige gehört werden. (dpa) / (jk)