Vulkanausbruch in Tonga: Schnellster Unterwasserstrom hat Internetkabel zerstört

Bei dem Vulkanausbruch Anfang 2022 wurde eine lawinenartige Unterwasserströmung ausgelöst, die die Internetkabel zerstörte. Die Betreiber wollen daraus lernen.

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Riesige Aschewolke aus dem All gesehen

Satellitenaufnahme des Vulkanausbruchs

(Bild: NASA)

Lesezeit: 3 Min.

Der verheerende Vulkanausbruch in Tonga Anfang des vergangenen Jahres hat die schnellsten Unterwasserströmungen ausgelöst, die jemals beobachtet wurden. Das hat eine Gruppe unter Leitung des britischen Meeresforschungsinstituts NOC ermittelt, die mit der Arbeit auch zu einer größeren Widerstandsfähigkeit von Unterseekabeln beitragen will. Denn als infolge der Eruption plötzlich große Mengen an heißem Vulkangestein, Asche und Gas in den Ozean geschleudert wurden, habe das zu lawinenartigen und 122 km/h schnellen Strömungen gesorgt, die für umfassende Schäden an den beiden Internetkabeln gesorgt haben, über die Tonga an den Rest der Welt angeschlossen ist. In der Folge war der Inselstaat partiell abgeschnitten, und es sei deutlich geworden, wie verwundbar Teile der globalen Kommunikationsinfrastruktur sind. Die jetzt vorgestellte Forschung soll dabei helfen, den Schutz zu verbessern.

Eruption einen Tag vor dem Hauptausbruch

(Bild: Taaniela Kula, Tonga Geological Services)

Ermittelt wurde die Geschwindigkeit demnach ausgerechnet mit den Unterseekabeln und den genauen Zeitpunkten, zu denen die Verbindungen darüber abgebrochen waren. Darüber hinaus hat die Forschungsgruppe schon wenige Monate nach der Explosion mit einem Forschungsboot Proben vom Meeresgrund gesammelt. Außerdem hätten sie damit die Schäden an den Unterseekabeln in Augenschein nehmen können. Herausgefunden hat das Team demnach, dass das hochgeschleuderte Material mit solch einer Geschwindigkeit in den Ozean gestürzt ist, dass die ausgelösten Meeresströmungen hunderte Meter bergauf und mindestens 100 km weit laufen konnten. Das erkläre die immensen und großflächigen Schäden an den Unterseekabeln.

Der Geschäftsführer des Kabelbetreibers Tonga Cable spricht von einem einzigartigen Einblick, der jetzt dafür benutzt wird, vergleichbare Kabel in Regionen mit aktiven Vulkanen resilienter zu machen. Man habe so auch erfahren, warum es so schwierig war, die beschädigten Kabel überhaupt zu finden. Veröffentlicht wurde die wissenschaftliche Arbeit im Fachmagazin Science.

Der Unterwasservulkan Hunga Tonga-Hunga Haʻapai war am 14. und dann vor allem am 15. Januar 2022 mit immenser Wucht ausgebrochen. Die Eruption und der sich anschließende Tsunami forderten mindestens sechs Menschenleben, die Inseln Tongas wurden von einer dicken Ascheschicht bedeckt. Es handelte sich um die heftigste Explosion auf der Erde seit der Eruption des Vulkans Krakatau im Jahr 1883, die Aschewolke war die höchste der Satellitenära.

Viele Gebäude in dem Inselstaat wurden zerstört, teilweise gingen ganze Siedlungen verloren. Tonga war danach wegen der durchtrennten Internetkabel für Wochen weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten. Nicht ausreichend abgesicherte Hilfslieferungen aus Australien und Neuseeland hatten auf der Insel dann außerdem noch zu einem Ausbruch von Covid-19 geführt. Die Eruption könnte auch vorübergehend die Erdatmosphäre erwärmen.

(mho)