WEF: Technologischer Rüstungswettlauf, Schurkentechnologien und smarte Regulierer

Künstliche Intelligenz, Drohnen und Biotechnologie gehören längst zu Standardthemen, wenn Unternehmenschefs beim Weltwirtschaftsforum in Davos Regierungen die Zukunft erklären. Was aber tun, wenn die Technik gegen uns eingesetzt wird?

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WEF: Technologischer Rüstungswettlauf, Schurkentechnologien und smarte Regulierer
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Von
  • Monika Ermert

"Schurkentechnologien" standen auf dem Programm des Weltwirtschaftsforum in Davos, das am Freitag zu Ende ging. Tatsächlich diskutierten SalesForce-Chef Marc Benioff, die Direktorin des "Human and Autonomous Lab" der Duke University, Mary Cummings, und der Kopf hinter der Gensequenzierungstechnologie CRISPR (Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats), Feng Zhang, technologisches Wettrüsten zwischen "Schurken" und "den Guten".

Seit Amazon angekündigt hat, dass man Lieferdrohnen einsetzen werde, muss Cummings Drohnen nicht mehr als "Schurkentechnologien" verteidigen. Mit Drohnen lassen sich vom Aussterben bedrohte Elefanten tracken, berichtete Cummings. Doch man weiß mittlerweile, so die Wissenschaftlerin, dass die Drohnen auf derselben Frequenz summen wie Bienen – die einzigen natürlichen Feinde der Dickhäuter, die die Drohnen daher angreifen. Schlimmer ist laut Cummings aber der Missbrauch der Technologie von Wilderern. Die bestellten bei Amazon inzwischen ihre eigenen Drohnen, um die Elefanten aufzuspüren. "Wir sprechen vom Drohnen-Wettrennen", sagte Cummings.

Auch diejenigen, die in geschützten Gebieten fischen oder illegal Holz im Regenwald schlagen, suchen ihre Beute gezielt mit Drohnen oder den langsam zur Massenware werdenden Bildern niedrig fliegender Satelliten. "Aktuell gewinnen die Holzdiebe das Rennen", fürchtet Marcos Souza, Staatssekretär für Innovation and New Business im brasilianischen Wirtschaftsministerium. Souza sagte, smarte Regulierung sei notwendig, die einerseits den Missbrauch ver-, Innovationen andererseits aber nicht behindere. Seine Sorge ist vor allem, dass der Gesetzgeber kläglich hinterherhinkt. Möglicherweise bräuchte er so etwas wie eine experimentelle Gesetzgebung, um die Effekte von Gesetzen vor einem größeren Einsatz zu überprüfen.

Salesforce Gründer Benioff empfahl dem Brasilianer den Einsatz von Datenanalyse und KI. Daten von Sensoren oder Satelliten könnten Regulierern Verstöße gegen Fischereiverbote melden. Bei den regulären Treffen mit seinem Management-Team ist seit einen halben Jahr auch "Einstein" zu Gast. Das unternehmenseigene KI System liefere eigene Analysen zur wirtschaftlichen Situation der Unternehmensteile. "Ich höre mir also alles an von meinem Team und dann frage ich: Einstein, was denkst du?", so Benioff. Dabei sei es schon vorgekommen, wie kürzlich mit einem Manager im Europageschäft, dass Einstein sage: "Tut mir leid, aber diese Zahlen sind so nicht zu erreichen."

Der smarte "Einstein" sei in dieser Form noch nicht im Angebot für die Salesforce Kunden, sagte Benioff. "Wir schauen uns das noch an". Vielleicht kann Einstein doch auch irren? Feng Zhang, einer der Entwickler der Gen-Schere (CRISPR), warnte vor der zu raschen Freisetzung mittels CRISPR veränderter Organismen. Das Beispiel von Erdbeeren, die mit einem Fischerbgut frostfrei gemacht werden, zeigt laut Zhang, dass man noch nicht so genau weiß, was man beim Schreiben von DNA bekomme. Die Erdbeeren waren zwar frostresistent, aber auch tiefseeblau. ()