WWW vor 30 Jahren: Collaborators welcome!

Ständig finden sich Anlässe, das Internet zu jubilieren. heise online erklärt, was es mit dem 6. August auf sich hat.

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Tim Berners-Lee

(Bild: CERN)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Das Internet hat viele Geburtstage, schon gar, wenn man die Geburtstage des Web mitzählt: Am heutigen 6. August ist mal wieder einer, der gefeiert werden kann. Vor 30 Jahren schickte der Web-Erfinder Tim Berners-Lee um 14.56 Uhr von Genf aus ein Posting an die Usenet-Newsgroup alt.hypertext und beschrieb das, was am Genfer Forschungszentrum CERN als "WorldWideWeb" (zusammengeschrieben) entwickelt wurde. Er antwortete auf eine Frage des DEC-Informatikers Nari Kannan, der wissen wollte, ob es Ansätze gibt, die Hypertext-Links aus heterogenen Quellen darstellen können.

Berners-Lee erklärte in seiner Antwort die am CERN von ihm entwickelte Browser- und Server-Software für die Hochenergie-Physiker und fügte hinzu, dass er sehr interessiert daran wäre, den Ansatz auf andere Wissenschaftsgebiete auszudehnen: "Collaborators welcome!" Überlegungen, die Vernetzung auf Kunst, Kommerz und Pornographie auszudehnen, standen nicht zur Debatte.

Tim Berners-Lees Beitrag auf alt.hypertext als Geburtsstunde des WWW zu bezeichnen, mag etwas gewagt sein. Schließlich entstanden wichtige Vorarbeiten wie der von Berners-Lee in seiner Antwort erwähnte Line Mode Browser etwas früher, auch die erste Welle an Hypertext-Experimenten war bereits im vollen Gang.

Aber wir sollten nicht kleinlich sein, denn das Web ist heute voll großer (und manchmal auch niederträchtiger) Gedanken. So feiert der Bitkom nun, dass die "Website" als solche 30 Jahre alt wird und vermerkt: " Die weltweit meistgenutzte Domain ist ".com" mit mehr als 149 Millionen Adressen. Danach folgen mit großem Abstand die über 21 Millionen chinesischen .cn-Domains. Auf Platz drei liegen die deutschen Domains ".de" mit mehr als 17 Millionen Websites." Bronze!

Entscheidend für den Erfolg des Hypertext-Ansatzes von Berners-Lee war die Entscheidung des CERN, die Code-Bibliothek libwww kostenfrei anderen wissenschaftlichen Einrichtungen zur Verfügung zu stellen. Dementsprechend schrieb Berners-Lee in seiner Antwort vor 30 Jahren: "If you're interested in using the code, mail me. It's very prototype, but available by anonymous FTP from info.cern.ch. It's copyright CERN but free distribution and use is not normally a problem."

Ob der anfragende Nari Kannan mit dem Code bei DEC experimentierte, ist nicht bekannt, doch das Unternehmen interessierte sich in Konkurrenz zu IBM sehr für die Entwicklung neuer Vernetzungstechnik. Kannan arbeitete damals in der Abteilung, die einen Web Crawler entwickelte und mit Altavista die erste Suchmaschine des frühen Internets stellte. Durch Angebote wie dieser Suchmaschine wurde schnell klar, dass das World Wide Web alles andere als eine Zugriffstechnologie für wissenschaftliche Arbeiten ist.

In seiner Pressemitteilung nennt der Bitkom auch die Schattenseiten dieser Entwicklung: "8 Millionen Menschen in Deutschland haben bislang keinen Zugang zum Internet gefunden." Wie können wir diesen in der Wissenswüste Irrenden helfen? Große Fragen, die auf eine souveräne Antwort warten.

(anw)