"Wachsende Berge an E-Müll"

Zur Eröffnung der Konferenz über die Umsetzung des Basler Übereinkommens warnte Achim Steiner, der Direktor des UN-Umweltprogramms, vor den wachsenden Mengen an Elektronikschrott.

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Von
  • Florian Rötzer

Zur Eröffnung der bis zum 1.12. stattfindenden internationalen Konferenz in Nairobi über die Umsetzung des Basler Übereinkommens zur Kontrolle des grenzüberschreitenden Transports und der Entsorgung gefährlicher Abfälle warnte Achim Steiner, der Direktor des UN-Umweltprogramms (UNEP), vor allem vor den wachsenden Mengen an Elektronikschrott. Jährlich entstünden zwischen 30 und 50 Millionen Tonnen an Elektronikschrott. Mittlerweile sind 165 Länder dem Basler Übereinkommen beigetreten. Nicht ratifiziert haben das Basler Übereinkommen und andere Abkommen zum Verbot des Exports von gefährlichen Abfällen unter anderem Russland und die USA.

Die Zunahme an Elektronikschrott verdankt sich vor allem Computern, Handys, Druckern oder Fernsehgeräten, die sich zu "wachsenden Bergen an E-Müll" aufhäufen und zahlreiche Gifte für die Umwelt und die Menschen wie Quecksilber, Arsen Blei, Cadmium oder polybromierte Biphenyle enthalten. In der EU wächst der Elektronikschrott jährlich um 3 bis 5 Prozent. In den Entwicklungsländern vermehrt sich der Elektronikschrott am schnellsten. Bis 2010 soll er sich hier verdreifachen. Steigende Nachfrage durch fallende Preise und schnelle Innovationszyklen lassen den Müll anwachsen, der in den Entwicklungsländern oft auf wilden Müllkippen oder in Flüssen landet, sodass die Gifte in das Wasser oder durch Verbrennen in die Luft gelangen. Dazu kommen die Müllexporte vornehmlich aus dem Norden in den Süden.

Steiner verwies auf einen Bericht des Basel Action Network (BAN), nach dem jeden Monat mindestens 100.000 Computer am Hafen von Lagos (Nigeria) eintreffen. In Lagos selbst liegen überall elektronische Geräte herum oder verbrennen auf wilden Müllkippen. Bestandteile der Geräte werden von Menschen ausgebaut, Monitore und Festplatten dienen unter anderem als Material für Zäune. In Lagos gefundener Elektronikschrott stammt beispielsweise, wie BAN herausgefunden hat, von U.S. Army Corps of Engineers, Illinois Department of Human Services, Kansas Department of Aging, State of Massachusetts, Michigan Department of Natural Resources, City of Houston, von Schulen, Krankenhäusern, Banken und Firmen, etwa von IBM und Intel.

75 Prozent der nach Afrika exportierten elektronischen Geräte und des Zubehörs sind nach Steiner, "E-Müll". Das heißt, es handelt sich um eine über große Entfernungen stattfindende Entsorgung aus entwickelten Ländern und von Unternehmen auf afrikanischen Müllhalden. Da die Kontrollen in den asiatischen Ländern schärfer werden, verlagern sich die Müllströme nach Afrika. Eine UNEP-Untersuchung habe kürzlich auch gezeigt, dass die asiatischen Küstengewässer zunehmend durch Bestandteile kontaminiert werden, die vom Elektronikschrott stammen.

Eine der dringendsten Aufgaben, um die internationalen Mülltransporte zu stoppen, sei eine Einigung darüber, was Abfall und was gebrauchte Waren sind. Das betreffe elektronische Geräte ebenso wie Flugzeuge oder Schiffe. Für die Handys, die sich in Afrika und Asien rasant verbreiten, wurde bereits eine Mobil Phone Partnership Initiative gegründet, um bessere Wege zu finden, Schrott zu vermeiden, alte Geräte zurückzunehmen und Recycling zu fördern.

Allgemein soll im Rahmen des Basler Übereinkommens der grenzüberschreitende Transport reduziert und kontrolliert werden, sodass sich die Abfallströme erkennen und nachvollziehen lassen. Nach einer Untersuchung des European Network for the Implementation and Enforcement of Environmental Law (IMPEL) vom letzten Jahr nimmt der internationale Mülltransport zu. Welche Folgen dies haben kann, sofern dies unkontrolliert geschieht, wurde im August deutlich, als an dem aus Europa nach Abidschan transportierten Giftmüll Menschen erkrankten und starben. (fr)