Wahlcomputer-Experte: Besser die Stimmzettel prüfen

Informatiker und Juristen haben sich für eine Neuauszählung der US-Wahlen in besonders knappen Bundesstaaten ausgesprochen. Der Informatiker J. Alex Halderman erklärt seine Gründe: Die Wahlcomputer hätten große Schwächen, könnten aber überprüft werden.

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Nachzählung der US-Wahl: Überprüfung der Stimmzettel nicht vorgesehen
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Auch ohne Indizien auf Manipulationen sollte in den US-Bundesstaaten mit besonders engem Ergebnis bei den Präsidentschaftswahlen eine Überprüfung beantragt werden, meint der Informatiker J. Alex Halderman. Der Chef des Center for Computer Security and Society der Universität von Michigan ist einer der Experten, die beim Team der unterlegenen Demokratin Hillary Clinton für solch eine Überprüfung geworben hatten. In einem eigenen Text hat er dieses Ansinnen nun begründet und auf Schwachstellen des US-Wahlsystems verwiesen: Nicht Wahlcomputer, sondern Stimmzettel seien am besten für Wahlen geeignet. Um aber wirklich Vertrauen zu schaffen, müssten sie auch nachgezählt werden.

Halderman erklärt, dass in den USA zwei verschiedene Wahlverfahren mit papiernen Stimmzetteln eingesetzt würden. Beim ersten werden die Stimmen auf einem Zettel abgegeben, der danach von einem Scanner eingelesen wird. Das zweite beruhe auf Wahlcomputern, die für jede abgegebene Stimme einen Papierbeleg ausdrucken. In beiden Fällen würden aber nicht die Stimmzettel ausgezählt, sondern die Ergebnisse der Wahlcomputer zusammengerechnet. Das könnten Angreifer ausnutzen, wie nicht nur an seiner Forschungseinrichtung bereits mehrfach gezeigt habe. Eine Nachzählung der Stimmzettel auf Papier könnte – schon allein als Stichprobe – hier Sicherheit bringen, gibt er sich überzeugt.

In seinem Text wiederholt Halderman die seit Jahren geäußerte Kritik an Wahlcomputern, die gehackt werden können, wie alle anderen Rechner. Dazu müssten sie nicht einmal ans Internet angeschlossen sein, denn kurz vor jeder Wahl müssen die Verantwortlichen in den Wahllokalen das Stimmzettel-Design per Datenträger von einem Desktop-Computer auf die Wahlcomputer übertragen. Dieser Ausgangscomputer sei mit großer Wahrscheinlichkeit nicht besonders gesichert und damit ein guter Ansatzpunkt für Angreifer. (mho)