Wahlen im Internet

An der Universität Osnabrück wird ein anonymes Wahlverfahren entwickelt.

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Von
  • Florian Rötzer

Der Virtuelle Wahlkreis 329 ist vom Fachbereich Sozialwissenschaften der Universität Osnabrück vor der Bundestagswahl eingerichtet worden. Der Leiter des Projekts, Soziologieprofessor Dieter Otten, will bis 2004 eine Alternative zur Briefwahl schaffen. Ein komplexes Computerprogramm soll sicherstellen, daß das Wahlgeheimnis gewahrt bleibt: "Wir haben jetzt ein Verfahren zur absoluten Anonymität entwickelt."

Der Professor und seine Studenten setzen auf "blinding" - ein System, um Informationen zu verstecken und dennoch deren Echtheit zu zertifizieren. Der Erfinder des Prinzips ist David Chaum. Zur Wahl muß eine sich widersprechende Anforderung erfüllt werden: der Stimmzettel soll digital übermittelt werden, dabei absolut anonym sein - und dennoch muß ein digitaler Wahlbeamter registrieren, daß Bürger X seine Stimme abgegeben hat. Otten will das mit einem eigenen Computerprogramm erreichen, das individuell errechnet wird - eine Art individueller Browser. Man bekommt es nur, wenn man sich per digitaler Signatur ausweist. Das Datenpaket mit der versteckten Stimme soll dann an eine unabhängige Stelle gesandt werden. Dort wird, bildlich geprochen, ein Kontrollabschnitt abgerissen. Damit ist dann die Stimmabgabe individuell registriert. Die immer noch versteckte Stimme wird an einen anderen Rechner weitergeleitet und gezählt. Zur Europawahl 2004 hofft man, ein rechtskräftiges Wahlverfahren über das Internet anbieten zu können.(Michael Leitl)

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