Wall Street Journal: Telekom in kritischer Phase

Die Telekom könnte von einem Jäger zu einer Beute im weltweiten Konzentrationsprozess werden, meint das "Wall Street Journal Europe".

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Von
  • Christian Persson

Die Deutsche Telekom AG droht nach Einschätzung des "Wall Street Journal Europe" nach schweren Rückschlägen bei internationalen Fusionsvorhaben von einem "Jäger" zu einer "Beute" im weltweiten Konzentrationsprozess zu werden. Die Bundesregierung erwäge, den Großteil ihres 65-Prozent-Anteils am Telekom-Kapital im Jahre 2000 abzustoßen, schreibt das Finanzblatt am Montag.

"Wir wollen unsere Mehrheitsposition bei der Deutschen Telekom im Juli aufgeben", sagte ein Regierungsvertreter dem Blatt zufolge. Bereits im Januar könnte die Regierung zudem laut "Wall Street Journal Europe" Wandelanleihen herausgeben, die von Juli an in Telekom-Aktien umgetauscht werden könnten. Damit könne die Regierung ihr Versprechen einlösen, die Privatisierung nicht vor Juli vorzunehmen, aber dennoch im kommenden Jahr zwei Aktienpakete anbieten. Die Kapitalmehrheit der Telekom wäre dann auf dem Markt.

Gleichzeitig zeichne sich die Möglichkeit ab, dass die Telekom vom weltgrößten Markt verdrängt werde: den USA. Wenn die geplante Fusion der US-Telefonfirmen MCI World Com Inc. und Sprint Corp. zu Stande komme, könne dies zum Ausschluss der Telekom aus dem lukrativen US-Markt führen und der Telekom ihren strategischen internationalen Partner nehmen. Bisher hält die Telekom zehn Prozent an Sprint.

Als Schwächung der Telekom wertet das "Wall Street Journal Europe" die Niederlage im Kampf um die Übernahme der Telecom Italia und das Auseinanderbrechen der strategischen Allianz mit France Telecom. In der Folge waren die Telekom-Vertreter vom italienischen France-Telecom-Partner Enel aus den Spitzengremien des italienischen Telekom-Joint-Ventures Wind geworfen worden. "Diese beiden Entwicklungen zusammen könnten die Telekom eines lange Undenkbarem aussetzen: einer feindlichen Übernahme", folgert das Finanzblatt. Allerdings sei noch nichts entschieden. Angesichts der Schwierigkeiten von Olivetti, Telecom Italia zu verdauen, könne die Deutsche Telekom zum Beispiel einen zweiten Anlauf zum Kauf des italienischen Telefonriesen wagen. (cp)