Wandelanleihe belastet T-Aktie [Update]
Beim Schuldenabbau kommt die Telekom unterdessen weiter voran, betonte der Konzern.
Die geplante Emission einer Pflichtwandelanleihe mit dreijähriger Laufzeit hat den Kurs der T-Aktie stark belastet. Im DAX war das Papier bis zum Nachmittag mit einem Minus von mehr als 8 Prozent auf 11,82 Euro der große Verlierer. Die Telekom hatte zuvor angekündigt, über ihre niederländische Tochterfirma Deutsche Telekom International Finance B.V. die Einleihe, die ausschließlich bei institutionellen Anlegern außerhalb der USA platziert wird, auszugeben.
An den Kapitalmärkten wurde die Maßnahme als eine versteckte Kapitalerhöhung interpretiert. Nach drei Jahren muss die Anleihe, die zum gegenwärtigen Kursniveau rund 2,3 Milliarden Euro (178 Millionen Aktien) einspielen soll, in T-Aktien umgetauscht werden. Hierdurch erhöht sich das gezeichnete Eigenkapital. Unterdessen erhofft sich die Telekom mit der Emission eine Aufwertung durch die Rating-Agenturen. Die Pflichtwandelanleihe werde die Netto-Finanzschulden des Unternehmens nicht erhöhen, hieß es weiter. Telekom-Analysten hielten die Kursreaktion für überzogen. Der befürchtete Verwässerungseffekt für die Altaktionäre durch die Ausgabe von neuen Aktien in drei Jahren werde überschätzt, meinte Oliver Pfluger von der WGZ-Bank in Düsseldorf.
Beim Schuldenabbau kommt die Telekom unterdessen weiter voran. In den vergangenen Wochen habe der Konzern Verkäufe oder entsprechende Verträge in einem Volumen von vier Milliarden Euro abgeschlossen, die zum Abbau der Verbindlichkeiten beitrügen. Ende September 2002 stand der Konzern bei seinen Geldgebern mit 64 Milliarden Euro in der Kreide. Bis Ende 2003 will die Telekom den Schuldenstand auf rund 50 Milliarden Euro verringern, unter anderem durch den Verkauf von nicht-strategischen Vermögensteilen sowie Erlösen aus dem operativen Geschäft.
Wandelanleihen -- versteckte Kapitalerhöhung durch die Hintertür
Wandelanleihen sind für ein Unternehmen meist ein billiger Kredit und für die Aktionäre ein Ärgernis. Diese Wertpapiere sind zunächst Schuldverschreibungen, für die ihre Käufer feste Zinsen bekommen. Von einem bestimmten Zeitpunkt an können die Anleihebesitzer ihre Papiere in Aktien des Unternehmens wandeln. Bei bestimmten Konstruktionen -- wie im Fall der Telekom -- muss sogar umgetauscht werden.
Danach braucht die Aktiengesellschaft ihren einstigen "Kredit" nicht mehr zurückzuzahlen und hat nur Zinszahlungen verbucht. Die Anleger müssen für die eingeräumte Option auf -- eventuell steigende -- Aktien einen niedrigeren Zins in Kauf nehmen als für normale Anleihen.
Die Alt-Aktionäre reagieren allein auf die Ankündigung von Wandelanleihen verschnupft. Denn letztlich bedeuten sie eine Kapitalerhöhung durch die Hintertür. Je mehr Aktionäre an einer Aktiengesellschaft beteiligt sind, desto mehr müssen sich die Ausschüttung teilen. Das schmälert die Dividende des Einzelnen. Bereits im Juni 2001 hatte die Telekom mit dem Gedanken gespielt, mit einer Wandelanleihe an Geld zu kommen, auch damals strafte die Börse die T-Aktie mit Kursverlusten.
Investoren interessieren sich für die Kombination aus Aktie und Anleihe, weil Wandelanleihen auch von Kursgewinnen der Aktie profitieren. Wegen der später möglichen Umwandlung steigt der Kurs dieser Zwitterpapiere, sobald die Aktie nach oben geht -- allerdings nicht im gleichen Umfang. Umgekehrt fällt eine solche Anleihe auch nicht so schnell, wenn es mit der Aktie bergab geht. Denn immerhin hat das Papier einen Garantiezins. (dpa) / (tol)