Wau-Holland-Stiftung legt Rechenschaft über Wikileaks-Spenden ab

Das Spendenaufkommen für Wikileaks ist 2012 weiter zurückgegangen und reicht nicht mehr, um größere Projekte zu finanzieren. Nur die Serverkosten will die Stiftung noch tragen.

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Von
  • Detlef Borchers

Die Wau-Holland-Stiftung hat ihren Transparenzbericht (PDF-Datei) über Einnahmen und Ausgaben für Wikileaks im Jahre 2012 veröffentlicht. Die Spenden sind nach dem bereits im Vorjahr stark gefallenen Aufkommen von 139.401,88 auf 68.995,05 Euro weiter zurückgegangen. Die Kosten für Wikileaks werden mit 392.434,37 Euro angegeben. Angesichts dieser Entwicklung sieht sich die Stiftung gezwungen, die Förderung von Wikileaks weitgehend einzustellen. 2013 sollen nur noch die Serverkosten in Höhe von rund 8000 Euro bezahlt werden.

Im Unterschied zu früheren Jahren listet der neue Transparenzbericht allein die Einnahmen und Ausgaben für das Projekt Nr. 4 "Informationsfreiheit verteidigen – Wikileaks". Die anderen Projekte der Stiftung sind nicht berücksichtigt, auch die möglichen "nicht zweckgebundenen Einnahmen" an die Stiftung werden nicht erwähnt. Der Bericht zeigt allerdings deutlich, dass die Zeiten vorbei sind, in denen die Wau-Holland-Stiftung über eine Million Euro an Spenden verwalten konnten.

Entsprechend nüchtern liest sich das Fazit: "Seit Januar 2013 können daher nur noch notwendige Infrastrukturkosten wie zum Beispiel Serverbetrieb weiterhin durch Spenden an die Stiftung gedeckt werden. Eine weitergehende Förderung wird nur möglich sein, wenn sich das Spendenaufkommen für das “Projekt 04” im Laufe des Jahres 2013 stark verbessert. Die Stiftung wird in einem solchen Fall die bisherige Förderung von WikiLeaks wieder aufnehmen."

Bis zum Januar 2013 konnten rund 392.000 Euro an Wikileaks ausgezahlt werden, bedingt durch das Guthaben durch die hohen Spenden, die zum Start des Stiftungs-Projektes aufliefen - und prompt die gemeinnützige Stiftung verdächtig machten. Der größte Teil der Mittel, 178.332,35 Euro, wurde im Jahre 2012 für die Veröffentlichung dreier Wikileaks-Projekte verwendet: der Spyfiles, der Global Intelligence Files (Firmenkommunikation der Beraterfirma Stratfor) und der Syria Files.

Ein weiterer größere Ausgabenposten war die durch Julian Assange verwaltete Posten "Logistik" mit 134.436,11 Euro, hinter dem sich die Reise- und Übernachtungskosten von Wikileaks-Aktivisten verbergen. Demgegenüber belasteten die Kosten für die Server-Infrastuktur von 7585,87 Euro kaum die Projekt-Bilanz. Bei der Software wurde einmalig eine größere Ausgabe von 27.194,23 Euro für das neue Projekt Friends of Wikileaks fällig, das inzwischen von den Wikileaks-Freunden selbst weitergetragen wird.

Insgesamt listet die Wau-Holland-Stiftung in einer 3-Jahres-Übersicht der Wikileaks-Spenden ein Guthaben bzw. eine Rücklage von rund 85.000 Euro auf. Dies dürfte reichen, um weiterhin die Serverkosten zu bezahlen. Kostspielige Veröffentlichungsaktionen sind so nicht mehr durchführbar. (vbr)