WebAssembly läuft auf der Zielgeraden zum W3C-Standard

Das Binärformat ist nun eine Proposed Recommendation, das Konsortium ruft noch bis Ende Oktober zu Kommentaren auf.

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WebAssembly auf der Zielgeraden zum W3C-Standard
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Von
  • Rainald Menge-Sonnentag
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Das World Wide Web Consortium (W3C) hat WebAssembly 1.0 zur Proposed Recommendation ernannt. Damit erreicht das Binärformat die vorletzte Stufe des Standardisierungsprozesses beim Konsortium. WebAssembly (wasm) ist ein Ansatz zur clientseitigen Browserprogrammierung über ein Binärformat, das im Vergleich zu JavaScript eine erhöhte Performance erreicht.

Der Standardisierungsprozess ist seit dem ersten Entwurf Anfang 2018 in drei Bereiche unterteilt: Die Core Specification für den Kern von WebAssembly, das JavaScript Interface für das Zusammenspiel der Skriptsprache mit wasm und die Web API. Letztere legt eine Schnittstelle nach außen für einzelne Bereiche innerhalb des WebAssembly-Codes fest, die sich aus der URL des Moduls, dessen Funktionsindex und der jeweiligen Position als Offset im Modul zusammensetzt:

${url}:wasm-function[${funcIndex}]:${pcOffset}

Die WebAssembly Community Group hatte WebAssembly erstmals 2015 vorgestellt und 2016 einen ersten Release Candidate veröffentlicht. Der Bytecode war von Anbeginn explizit nicht als Alternative, sondern als Ergänzung zu JavaScript ausgelegt. Er soll dort zum Einsatz kommen, wo Performance eine große Rolle spielt.

Binärformate im Browser haben keinen guten Ruf, und WebAssembly soll schon mit dem Standardisierungsprozess Fehler vermeiden von Formaten wie Java und Flash, die im Browser vor allem aufgrund zahlreicher Sicherheitslücken scheiterten, oder ActiveX, dem Microsofts proprietärer Alleingang zum Verhängnis wurde.

Das Format hat die breite Unterstützung der Browserhersteller: Mozilla, Microsoft, Google und Apple waren von Anbeginn in die WebAssembly Community Group eingebunden. Letztere war unter dem Dach des W3C aufgestellt, aber bis dato keine eigene Untergruppe. Anfang 2017 hat das Format erfolgreich die Browser-Preview-Phase abgeschlossen, woraufhin das W3C den Standardisierungsprozess gestartet hat.

WebAssembly-Code lässt sich mit diversen Programmiersprachen erstellen, darunter C, C++, C#, Go und Rust, aber auch für exotischere Sprachen wie F# existieren Tools. Die Hersteller der Spiele-Engines waren ebenfalls bereits Anfang 2017 an Bord: Unity mit Version 5.6 und die Unreal Engine seit dem 4.16-Release.

W3C kennt für den Standardisierungsprozess vier Stufen beziehungsweise Reifegrade (Maturity Levels). Nach dem ersten Working Draft (WD) im Februar 2018 folgte im Juli diesen Jahres die Candidate Recommendation (CR).

Die aktuelle Ankündigung der Proposed Recommendation (PR) ist die dritte Stufe, die schließlich in der endgültigen W3C Recommendation (REC) münden soll. Aktuell ruft das Konsortium zu Kommentaren auf, die es bis zum 27. Oktober entgegennimmt. (rme)