Wegen EU-Bedenken: Amazon bläst Übernahme von iRobot ab

Wegen eines drohenden Vetos aus Brüssel ist die Übernahme des Roomba-Herstellers durch Amazon geplatzt. Der iRobot-CEO geht, sein Nachfolger muss jetzt sparen.​

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(Bild: Sundry Photography/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Amazon bläst die geplante Übernahme von iRobot ab, nachdem die EU-Kommission starke Vorbehalte gegen das Geschäft vorgebracht hatte. Amazon und iRobot haben sich laut einer gemeinsamen Mitteilung vom Montag darauf verständigt, ihre Vereinbarung über die Übernahme aufzulösen. Während beide Unternehmen ihrer Enttäuschung Ausdruck verleihen, stehen bei iRobot jetzt Entlassungen an.

Amazon hatte im August 2022 angekündigt, den Hersteller von Roomba-Haushaltsrobotern samt seiner Schulden übernehmen zu wollen. Der Handelsriese bot 61 US-Dollar pro Aktie, was iRobot mit rund 1,7 Milliarden US-Dollar bewertete (damals knapp 1,7 Milliarden Euro).

Die Übernahme hat die EU-Kommission auf den Plan gerufen. Im Sommer 2023 kündigten die EU-Wettbewerbshüter an, den Deal eingehend zu prüfen. Grund zur Sorge sah die Kommission, dass Amazon in der Doppelrolle als Händler und Hersteller die Produkte anderer Anbieter auf seiner Plattform benachteiligen könnte.

Während Ende vergangenen Jahres offenbar auch eine Genehmigung der Übernahme zumindest diskutiert wurde, setzten sich schließlich doch die Bedenkenträger im EU-Apparat durch. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte erst vor wenigen Tagen berichtet, dass die EU-Kommission die Übernahme untersagen werde, Amazon habe keine Zugeständnisse machen wollen.

Auf die Bedenken der EU-Kommission gehen Amazon und iRobot in ihrer Mitteilung vom Montag nicht ein. Auch nennen die Unternehmen keine Gründe für den Schritt. Amazons Chefjurist David Zapolsky bedauert, dass die Übernahme "nicht fortschreiten kann" und verweist dabei allgemein auf "unangemessene regulatorische Hürden", die "Unternehmen entmutigen" und "Verbrauchern schaden".

Amazon zahlt für die Auflösung des Vertrags eine vorher vereinbarte Summe an iRobot, die Medienberichten zufolge bei 94 Millionen US-Dollar liegt. Der Online-Riese hatte Ende 2022 tausende Jobs gestrichen, darunter auch in der Gerätesparte. Deren Chef Dave Limp hat das Unternehmen Ende 2023 verlassen. An seine Stelle ist Panos Panay getreten, der zuvor lange Jahre die Gerätesparte von Microsoft geleitet hat.

Für iRobot hat der geplatzte Deal noch weitere Konsequenzen. Gründer Colin Angle tritt mit sofortiger Wirkung als CEO und Verwaltungsratschef zurück. iRobots Chefjurist Glen Weinstein übernimmt vorübergehend als CEO.

Damit ist es nun an Weinstein, ein Sparprogramm durchzuziehen, das Kosten in allen Bereichen verringern soll und knapp einem Drittel der Belegschaft den Job kosten wird. 350 Mitarbeiter sollen bis Ende März entlassen werden, teilte das Unternehmen mit. Die Kosten für die Entlassungen gibt iRobot mit bis zu 13 Millionen US-Dollar an.

In einem Ausblick auf die Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr spricht iRobot von einem Umsatzrückgang von rund 25 Prozent sowie einem operativen Verlust von 200 Millionen US-Dollar. Im vergangenen Jahr hatte iRobot einen Kredit von 200 Millionen US-Dollar aufgenommen, um flüssig zu bleiben.

Der Aktienkurs des Unternehmens war bereits vor einigen Tagen, als das drohende Veto aus Brüssel bekannt wurde, deutlich eingebrochen. Zum Börsenstart am Montag hat das Papier weitere 20 Prozent verloren, macht inzwischen aber wieder etwas Boden gut.

iRobot wurde 1990 von drei Forschern eines Informatiklabors des Massachusetts Institute of Technology (MIT) gegründet und ist seit 2003 börsennotiert. Das Unternehmen ist vorwiegend für seine Staubsaugerroboter namens Roomba bekannt, hat unter anderem aber auch Wisch-, Rasenmäh- und Poolreinigungs-Roboter im Angebot.

(vbr)