Wegen Raumfahrt: Stratosphäre mit immer mehr Metallen verunreinigt

Die immer häufigeren Raketenstarts verunreinigen offenbar mit der Stratosphäre einen er unberührtesten Teile der Erde. Welche Folgen das hat, ist unklar.

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Die Erde aus dem All, dahinter die Sonne

(Bild: IM_photo/Shutterstock.com)

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Durch die zunehmende Zahl an Raketenstarts und Flügen von Satelliten sowie Raumschiffen werden in der Stratosphäre überraschend große Mengen an verschiedenen Metallen abgelagert, mit bislang nicht zu überblickenden Folgen. Das hat ein US-amerikanisches Forschungsteam herausgefunden. Mit einem speziell ausgestatteten Flugzeug hat die Gruppe um den Geophysiker Dan Cziczo von der Purdue University im US-Bundesstaat Indiana Proben in fast 20 km Höhe entnommen. Deren Analyse habe gezeigt, dass selbst die Stratosphäre als einer der entlegensten Teile unseres Planeten nicht von menschlichen Einflüssen frei ist. Schon 10 Prozent der großen Aerosole dort enthalten Aluminium und andere Metalle genau in jenem Verhältnis, in der sie bei Raumfahrttechnik zum Einsatz kommen. In den nächsten Jahrzehnten könnte der Anteil auf 50 Prozent steigen. Welche Folgen das für die Atmosphäre, die Ozonschicht und das Leben hat, müsse noch verstanden werden.

Dass die Raumfahrt die oberen Schichten der Erdatmosphäre verändert, sei bereits vermutet worden, erklärt das Team. Weil die Region aber so schwer zu erforschen sei, habe es dazu zu wenige Daten gegeben. Um das zu ändern, sei mithilfe der NASA ein spezielles Forschungsflugzeug der NASA umgerüstet und in die Stratosphäre geflogen worden. Hoch über den USA seien dann möglichst unberührte Proben entnommen worden. Gefunden wurden die mehr als 20 nachgewiesenen Elemente dann in großen Partikeln der atmosphärischen Schwefelsäure. Die schützen demnach die Ozonschicht und haben damit eine erhebliche Bedeutung. Dass man in diesem unberührten Teil der Atmosphäre von Menschen eingeführtes Material finde, mache weitere Analysen nötig, schreibt das Team. Denn "wenn irgendwas die Stratosphäre – diesen so stabilen Teil der Atmosphäre – ändert, dann verdient das einen genaueren Blick", meint Cziczo.

Angestoßen wurde die Forschung demnach durch Veränderungen, die in den Überresten von Meteoren und Meteoriten entdeckt wurden. Wenn die durch die Atmosphäre rasen, entsteht extrem heißes Gas, das eine Art Wolke bildet, erklärt Cziczos Team. Erst jüngst hätten Forscher entdeckt, dass sich die Zusammensetzung dieser sogenannten Meteorwolken verändert. Da das aber nicht an den außerirdischen Himmelskörpern liegen kann, müsste sich etwas in der Atmosphäre geändert haben, meinten sie. Daraufhin sei die Analyse der Stratosphärenpartikel in Angriff genommen worden. Die dabei bemerkten Änderungen werden deshalb auch auf die Raumfahrt zurückgeführt, weil die Zahl der Raketenstarts in den vergangenen Jahren stark zugenommen hat. Offenbar werden dabei erhebliche Mengen an Metallen in die Atmosphäre verbracht, ohne dass gegenwärtig klar ist, welche Folgen das haben wird.

Weil die Stratosphäre mit der Ozonschicht einen besonders wichtigen Schutz des Lebens auf der Erde beherbergt, könnten Änderungen daran schlimmstenfalls drastische Folgen haben. Durch den Ausstoß von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) war sie erst Ende des vergangenen Jahrhunderts in Gefahr geraten, dank einer internationalen Zusammenarbeit konnte dagegen aber vorgegangen werden und inzwischen zeigen danach getroffene Maßnahmen Ergebnisse. Was genau das Auftauchen der Metalle in der Stratosphäre für Folgen haben könnte, darüber spekuliert die Forschungsgruppe nicht, hier seien weitere Untersuchungen nötig. Aber der Hinweis auf den Kampf gegen FCKW deutet zumindest an, wie weitreichend die Folgen sein könnten, vor allem vor dem Hintergrund, dass die Zahl der Raketenstarts in den kommenden Jahren rapide zunehmen dürfte. Der Forschungsartikel ist in den Proceedings of the National Academy of Sciences erschienen.

(mho)