Russland späht ukrainische Abwehr mit Webcams aus

Russische Geheimdienste haben sich in Webcams eingeklinkt und damit die ukrainische Verteidigung ausspioniert. Der Zugriff wurde blockiert.

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(Bild: TimmyTimTim/Shutterstock.com)

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Der Sicherheitsdienst der Ukraine (Security Service of Ukraine, SSU) hat den Zugriff auf Webcams unterbunden, in die russische Geheimdienste eingebrochen sind, um die ukrainische Luftverteidigung und Orte kritischer Infrastruktur in Kiew auszuspähen. Besitzer von Webcams werden dazu aufgerufen, die Online-Datenströme ihrer Geräte einzustellen.

Unmittelbar nach den russischen Luftangriffen vom Dienstag dieser Woche habe der Sicherheitsdienst die Adressen von Webcams identifiziert, die den Einsatz der Luftverteidigung und kritische Infrastrukturen übertragen haben. Es handelte sich um zwei fernsteuerbare Kameras, in die sich russische Geheimdienste eingenistet hätten, um die ukrainischen Verteidigungskräfte auszuspionieren, schreibt der SSU in einem Bericht dazu.

Eine der Kameras hing an einem Balkon eines Appartmentkomplexes und diente den Wohnungseigentümern dazu, die Umgebung zu beobachten. Nachdem die russischen Angreifer sich Zugang zu der Kamera verschafft haben, sollen sie die Einstellungen verändert haben, um den beobachteten Ausschnitt anzupassen und die Kamera mit der Youtube-Videoplattform zu verbinden. Dadurch konnten sie die visuellen Informationen im Kamerabereich auswerten.

Eine weitere Kamera war in einem anderen Gebäude installiert und sollte den angrenzenden Parkplatz kontrollieren. Auch hier haben die Geheimdienste die Webcam ferngesteuert, um die Umgebung einschließlich Einrichtungen mit kritischer Infrastruktur zu überwachen. Der SSU schließt daraus, dass Russland die Kameras nutzt, um Daten zu sammeln und mit ihnen Angriffe auf Kiew vorzubereiten und anzupassen.

Der SSU ergreift nun Maßnahmen, um Ausforschung und Sabotage durch die russischen Invasoren zu unterbinden. Seit dem Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine habe der SSU bereits Zugriffe auf rund 10.000 IP-Kameras blockiert. Inhaber solcher Webcams weist der Dienst darauf hin, dass sie die Datenströme der Geräte stoppen sollen. "Es ist verboten, Einsätze der Verteidigungskräfte und der Folgen von feindlichen Angriffen zu filmen und Fotos davon zu veröffentlichen", führt der SSU aus. "Die Veröffentlichung von solchem Material im Internet wird als feindliches Feuer betrachtet und ist strafbar", erklärt der SSU weiter, es drohten bis zu zwölf Jahre Haft.

Im Ukraine-Krieg ist das Internet erstmals ein sehr wichtiger Faktor für die Kriegsparteien. So ist etwa das Satelliteninternet Starlink "an allen Fronten" im Einsatz. Auch Russlands Blockade des Anonymisierungsdienstes TOR kurz vor dem Überfall auf die Ukraine zeigt, wie wichtig das Netz geworden ist.

(dmk)