Weichen für Europeana-Zukunft gestellt

Das Europäische Parlament hat am Mittwoch einen Bericht zur Zukunft der Europäischen Digitalen Bibliothek (Europeana) angenommen, in dem unter anderem mehr Engagement der EU-Mitgliedsstaaten gefordert wird.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Das Europäische Parlament hat bei seiner Plenarsitzung in Brüssel beschlossen, der im November 2008 gestarteten Online-Bibliothek Europeana mehr Schwung zu verleihen. Die Parlamentarier nahmen am Mittwoch einen von Helga Trüpel (Grüne) verfassten Bericht an, in dem unter anderem mehr Engagement der Mitgliedsstaaten bei der Bestückung der Europäischen Digitalen Bibliothek mit Materialien gefordert wird. Laut dem Bericht "Europeana – die nächsten Schritte" sollen bis zum Jahr 2015 mindestens 15 Millionen digitalisierte Dokumente eingepflegt sein, von Büchern über Karten, Fotos und Gemälden bis hin zu Filmen und Tonaufnahmen. Derzeit umfasst der Europeana-Bestand rund 7 Millionen Dokumente.

"Ich freue mich, dass mein Bericht die Unterstützung der Mehrheit der Abgeordneten im Parlament erhalten hat. Dies ist ein wichtiges Signal für das Großprojekt Europeana, denn für den Erfolg bedarf es gemeinsamer Anstrengungen sowohl auf der europäischen als auch auf der nationalstaatlichen Ebene", erklärte Trüpel nach der Plenarsitzung. Ziel sei es, die Digitale Bibliothek zu einem "kulturellen Flaggschiff Europas" auszubauen, an dem alle Länder mitwirken. Noch ist Europeana allerdings vor allem ein Projekt Frankreichs, das für fast die Hälfte der bislang aufgenommenen Dokumente verantwortlich zeichnet. Deutschland liegt mit 16 Prozent auf Platz 2, gefolgt von den Niederlanden und Großbritannien mit jeweils 8 Prozent.

EU-Kommission und Mitgliedsländer werden in dem Bericht aufgefordert, Europeana zu einer "Hauptreferenz für Bildung und Forschung" zu machen. Hinsichtlich der Finanzierung, die bis 2013 über das Rahmenprogramm für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation (CIP) der EU-Kommission sowie Leistungen von Mitgliedsstaaten, Kultureinrichtungen und Sponsorengeldern der Privatwirtschaft gesichert ist, sollen neue Methoden für ein "nachhaltiges Finanzierungsmodell ab 2013" entwickelt werden. Im Vordergrund stehen dabei öffentlich-private Partnerschaften. Die Kosten für die Massendigitalisierungen sollen aber zu einem Großteil "im nächsten mehrjährigen EU-Finanzrahmen Berücksichtigung finden".

Urheberrechte müssten bei Europeana ausnahmslos respektiert werden, heißt es in dem Bericht weiter, die Schaffung neuer Copyrights oder kommerzielle Beschränkungen des Zugangs zu den digitalen Inhalten der Bibliothek dürften hingegen nicht verfolgt werden. Vielmehr müsse ein reiner Lese-Zugriff für Bürger und öffentliche Einrichtungen dauerhaft kostenlos sein. Abgaben für Downloads oder Ausdrucke urheberrechtlich geschützter Materialien sollten "sozialverträglich" gestaltet werden. Eine wesentliche Ausweitung des deutschen Europeana-Beitrags wird mit der Fertigstellung der "Deutschen Digitalen Bibliothek" (DDB) einhergehen, die ab 2011 die Bestände von mehr als 30.000 nationalen Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen über ein gemeinsames Portal zugänglich macht. (pmz)