Weitere Konzentration bei E-Learning-Anbietern

Die schwedische K-World und die Schweizer Viviance schließen sich zu einem der größten europäischen Anbieter für "virtuelle Weiterbildung" zusammen.

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Die schwedische Bildungsgruppe K-World und der Schweizer E-Learning-Pionier Viviance AG new education fusionieren. Die beiden Firmen, die bisher zusammen rund 100 Millionen US-Dollar Wagniskapital von Investoren wie der schwedischen AB-Gruppe beziehungsweise der 3i Group erhalten haben, reagieren damit auf die allgemeine Konjunkturflaute und den Wettbewerbsdruck unter den noch überlebenden Internet-Startups. E-Learning in Firmen gilt zwar nach wie vor als Wachstumsmarkt, der allein in Westeuropa laut IDC 2004 Umsätze in Höhe von 3,9 Milliarden US-Dollar verheißt; doch noch üben sich viele Unternehmen in Zurückhaltung, wenn es um den Kauf teurer Lernumgebungen fürs Intranet geht. Mehrere Anbieter gingen daher im vergangenen Halbjahr Pleite.

Die beiden Unternehmen fühlen sich nach ihrer Vermählung, bei der die Finanzkontrolleure und Berater von KPMG als Paten zur Seite standen, gut gerüstet, um die Potenziale im Markt abzuschöpfen. Patrick Stahle, Vorstandsvorsitzender von K-World und designierter CEO des fusionierten Unternehmens, sieht das entstehende Schwergewicht in Europa als "treibende Kraft" im Wandel des Aus- und Weiterbildungssektors. Neil Sunderland, Vorsitzender des Verwaltungsrates von Viviance, glaubt die Chance der Gruppe vor allem darin zu erkennen, nun "die ersten Adressen unter den Großunternehmen" als Kunden gewinnen zu können. Kleine Anbieter werden von Konzernen häufig nicht als ernsthafte Ansprechpartner angesehen, sodass die Erfolgsaussichten der neuen Firma tatsächlich höher liegen als bei einem weiteren Alleingang.

K-World/Viviance verfügt über Vertretungen in zehn Ländern, mehrere Partnerschaften sowie 250 Mitarbeiter. Die Gründer beider Unternehmen sollen zunächst an Bord bleiben und das neue Unternehmen gemeinsam führen. Unter anderem besitzt und betreibt K-World einen interaktiven digitalen TV-Kanal für Bildungsfernsehen, der in Schweden über Satellit wie auch erdgebunden zu empfangen ist. Ebenso betreibt das Unternehmen eine der führenden schwedischen High-Schools, in der über eintausend Schüler in einem neuen Unterrichtsmodell durch die Verzahnung von E-Learning und regulärem Klassenzimmer ausgebildet werden. Die Stärke von Viviance liegt in er eigens entwickelten Technologieplattform Thinktanx, auf die Kunden wie ABB, Hewlett-Packard, Swissair, bedeutende Banken sowie öffentliche Auftraggeber setzen.

Durch die Fusion erhöht sich der Druck auf andere europäische Anbieter, sich ebenfalls neu als Player im Markt zu formieren. Fast alle E-Learning-Firmen – in Deutschland zählen dazu vor allem die von der schwedischen Firma M2S übernommene Prokoda aus Köln, die GFN AG oder die Know How AG aus Stuttgart – schreiben bislang Verluste. Gewinne sind trotz Umsatzsprüngen von über 50 Prozent auch 2001 noch nicht in Sicht. (Stefan Krempl) / (jk)