Weiterer geomagnetischer Sturm erwartet

Die Sonne kommt nicht zur Ruhe: Eine weitere Teilchenwolke ist auf dem Weg zur Erde und wird ab heute Abend für ein Wiederaufleben des gerade abklingenden geomagnetischen Sturms sorgen.

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Von
  • Urs Mansmann

Nach der schweren Eruption der Klasse X17 am vergangenen Dienstag (28. 10.), die ab gestern (29. 10.) früh einen extrem schweren geomagnetischen Sturm auslöste, ist nun eine weitere Teilchenwolke auf dem Weg von der Sonne zur Erde. Gestern (29. 10.) abend ereignete sich ein weiterer sehr starker Röntgenstrahlungsausbruch der Klasse X11 auf der Sonne, das Eintreffen der zugehörigen, auf die Erde gerichteten Schockwelle wird heute Abend erwartet. Der mittlerweile abflauende geomagnetische Sturm könnte dadurch wieder an Stärke gewinnen.

Genaue Vorhersagen über die Stärke eines solchen Sturms sind nicht möglich, da diese vor allem von der magnetischen Orientierung der Teilchenwolke abhängt. Läuft diese genau entgegengesetzt zu der des Erdmagnetfeldes, schwächt es dieses und die Teilchen können ungehindert in die höhere Atmosphäre eindringen. Verlaufen die Linien des Magnetfeldes hingegen in gleicher Richtung, verstärkt sich das magnetische Feld der Erde und die geladenen Teilchen werden stärker abgelenkt. In diesem Fall sind die Auswirkungen deutlich schwächer.

Der anhaltende Strahlungssturm hat indessen die Astronauten der ISS in die Flucht getrieben: Sie suchten Schutz im russischen Servicemodul der Station, das am besten gegen Strahlung abgeschirmt ist, teilte die NASA mit. Laut Informationen des GeoForschungsZentrums (GFZ) in Potsdam fiel ein japanischer Kommunikations-Satellit durch den Sonnensturm zeitweise aus. Die Deutsche Flugsicherung (DFS) hatte den Luftverkehr über Deutschland geringfügig reduziert, da Sonnenrauschen Sprechfunk und Radar störte.

Der Sturm verlief bislang vergleichsweise glimpflich, aufgrund der extremen Stärke des Ausbruchs auf der Sonne wäre auch ein schwererer Verlauf mit größeren Schäden möglich gewesen. Die Ausrichtung der Magnetfelder innerhalb der Teilchenwolke war aber zum großen Teil nicht gegenläufig zum Erdmagnetfeld. Die Gefahr, dass es bei dem neuerlich zu erwartenden geomagnetischen Sturm zu Ausfällen von Satelliten oder zu Störungen der Kommunikations- und Stromnetze kommt, ist nur gering. Es lässt sich recht präzise vorhersagen, wann die Schockwelle die Erde erreicht, jedoch nur sehr ungenau, wie stark sie ausfallen wird.

Die Ausbrüche auf der Sonne kommen für Experten überraschend: Das über 13 Monate gemittelte Aktivitätsmaximum des gegenwärtigen Sonnenfleckenzyklus, der 1996 begann, lag bereits im Juli 2000. Inzwischen ist der Wert für den solaren Flux, ein Indikator für die Aktivität auf der Sonnenoberfläche, auf den höchsten Tages-Wert des gegenwärtigen Zyklus geklettert. Innerhalb von zwei Wochen stieg der Wert, der seit Februar um 120 Punkte pendelt, steil auf über 290 an. (uma)