Welche Daten für Facebook? – Verwirrung bei WhatsApps neuer Datenschutzerklärung

WhatsApp teilt Daten mit Facebook, allerdings mit einer Einschränkung. Das sei laut Facebook nicht neu. Trotzdem ist die Datenschutzerklärung aktualisiert.

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(Bild: BigTunaOnline/Shutterstock.com)

Update
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Nach dem Hinweis in der App, dass sich die Datenschutzerklärung für WhatsApp ändert, herrscht Verwirrung darüber, was nun für Nutzer in der Europäischen Region gilt. Klar ist, die Datenschutzrichtlinie ist überarbeitet worden. Anwender müssen den veränderten Nutzungsbedingungen bis zum 8. Februar zustimmen, sonst können sie den Messenger nicht weiter nutzen. Laut einer Facebook-Sprecherin hat sich allerdings nicht geändert, welche Informationen WhatsApp mit anderen Facebook-Unternehmen teilt; das heißt auch, sie werden geteilt, aber mit Einschränkung.

Wer den Links in dem aufploppenden Fenster folgt, landet bei den Nutzungsbedingungen und muss zunächst schauen, ob es sich um jene handelt, die für Europa gelten oder außerhalb der Europäischen Region. Das lässt sich auswählen. Die hierzulande gültige Datenschutzerklärung ist mit EWR-Feb. 2021 betitelt.

Unter dem Abschnitt "Drittanbieter" heißt es dann, Whatsapp arbeite mit Drittanbietern und anderen Facebook-Unternehmen zusammen, "die uns dabei helfen, unsere Dienste zu betreiben, anzubieten, zu verbessern, zu verstehen, zu individualisieren, zu unterstützen und zu vermarkten". Und weiter, dass ein nachstehender Absatz erläutert, wie WhatsApp mit anderen Facebook-Unternehmen zusammenarbeitet. Also jener Teil, der sich laut Hinweisfenster geändert hat. Wer nun wiederum auf diesen Link klickt, landet auf der Seite, auf der es erneut heißt:

"Als Teil der Facebook-Unternehmen erhält WhatsApp Informationen von anderen Facebook-Unternehmen und teilt auch Informationen mit anderen Facebook-Unternehmen, um die Sicherheit und Integrität aller Produkte von Facebook-Unternehmen zu fördern; z. B. geht WhatsApp gegen Spam, Drohungen, Missbrauch oder Rechteverletzungen vor.

WhatsApp arbeitet auch mit den anderen Facebook-Unternehmen zusammen und teilt Informationen mit diesen, damit sie uns dabei helfen können, unsere Dienste zu betreiben, bereitzustellen, zu verbessern, zu verstehen, anzupassen, zu unterstützen und zu vermarkten."

Es folgt die Einschränkung, dass die Informationen, die WhatsApp an Facebook weitergibt, nicht für "eigene Zwecke der Facebook-Unternehmen" verwendet werden dürfen.

Eine Facebook-Sprecherin versicherte gegenüber heise online, dass sich die Praktiken in Bezug auf die Datenweitergabe in der Europäischen Region (einschließlich Großbritannien) nicht verändert haben. "WhatsApp teilt keine Nutzerdaten mit Facebook, damit Facebook diese Daten zur Verbesserung seiner Produkte oder von Anzeigen nutzen kann." Dennoch muss jeder Nutzer der Veränderung der Datenschutzrichtlinie zustimmen – und damit auch der Datenweitergabe. In den Nutzungsbedingungen ist nicht erwähnt, dass Nutzer bisher den Austausch von Informationen zumindest zum Teil unterbinden konnten. Fraglich ist, ob diese Option in den Einstellungen erhalten bleibt.

Der Hamburger Datenschutzbeauftragte, Johannes Caspar, prüft derzeit den Sachverhalt. Er hatte bereits gegen die Zusammenführung von Daten der Facebook-Unternehmen geklagt.

[Update 08.01.2021 13.30 Uhr] Johannes Caspar sieht die Vorgehensweise von WhatsApp beziehungsweise Facebook äußerst kritisch. Der Datenschutzbeauftrage hält zunächst fest, dass die Zuständigkeit seit Inkraftreten der DSGVO bei der irischen Datenschutzbehörde liegt. Zuvor hatte Caspar in einem Verfahren eine Untersagungsverfügung der Datenzusammenführung gegen Facebook verhängt.

Laut Caspar ist die europäische Version der Datenschutzrichtlinien keineswegs unbedenklich. "Zwar wird erklärt, dass keine Informationen, die WhatsApp weitergibt, für die eigenen Zwecke der Facebook-Unternehmen Verwendung finden. Gleichzeitig erfolgt jedoch ein Hinweis darauf, dass WhatsApp mit anderen Facebook-Unternehmen Informationen teilt, u.a. um Dienste zu verbessern, bereitzustellen und zu vermarkten." Daten dürfen demnach innerhalb des Konzerns unbeschränkt weitergegeben werden. In den FAQ wird dann erläutert, dass Facebook für die Bereitstellung von Analysediensten Telefonnummer, Geräteinformation und weitere Nutzungsinformationen von WhatsApp erhält. Dabei seien ausdrücklich Personen inbegriffen, die gar nicht auf Facebook sind, sondern nur WhatsApp nutzen. "Dass deren Daten am Ende auch bei Facebook landen, ist problematisch und bedarf einer eingehenden Untersuchung, für deren Durchführung seit Inkrafttreten der DSGVO die irische Aufsichtsbehörde zuständig ist."

In den Datenschutzrichtlinien von Facebook gibt es ebenfalls Regelungen für den diensteübergreifenden Austausch von Daten. Dort gehe es darum, herauszufinden, wie Personen Produkte von Facebook-Unternehmen nutzen und mit ihnen interagieren. "Für derartige Analysezwecke bleibt nicht nur die Rechtsgrundlage der Datenverarbeitung im Konzern höchst fraglich. Es erweist sich auch, dass die Zusicherung von WhatsApp, die Daten würden nicht zu den eigenen Zwecken der Facebook-Unternehmen verwendet, vor diesem Hintergrund zumindest widersprüchlich ist."

Caspar sagt: "Die Informationen, die der Nutzer über die Zusammenarbeit und den Datenaustausch innerhalb des Konzerns erhält, sind überaus unbestimmt und intransparent. Das Ziel von Facebook, die Daten der Nutzer unternehmensübergreifend zu verwenden, kann weder durch ein Konzernprivileg, das die DSGVO nicht kennt, noch durch eine Einwilligung der Nutzer gerechtfertigt werden. Jedenfalls dann nicht, wenn die Nutzer keine andere Wahl haben, als den Datenschutzrichtlinien zuzustimmen oder eine Löschung des Kontos in Kauf zu nehmen. Wir werden uns bezüglich dieser Fragestellung abermals mit der Aufsichtsbehörde in Irland in Verbindung setzen."

[Update 11.01.2021 9.50 Uhr] Die Richtlinien gelten für die Europäische Region, nicht nur die EU.

(emw)