Weltraummüll: Warum Schäden durch US-Teile Betroffenen ein Graus sind

Im März krachte Weltraummüll in das Dach einer Familie aus Florida. Diese setzt sich jetzt für leichtere Entschädigungsregeln ein.

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Weltraumschrott über der Erde

(Bild: Dotted Yeti/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Eine Familie aus dem US-Bundesstaat Florida will in Gesprächen mit der US-Weltraumagentur NASA erreichen, dass diese künftig auf einfachere Weise Bürger entschädigt, denen Schäden durch Weltraummüll entstehen. Im konkreten Fall waren Teile einer alten Batterie der Internationalen Raumstation ISS in das Dach der Familie aus Südwest-Florida gestürzt. Während glücklicherweise kein Mensch zu Schaden kam, entstanden am Gebäude Schäden. Dies und den Schock macht die Familie in ihrer Schadensersatzforderung von 80.000 US-Dollar geltend.

Der Fall zeigt die bizarre Rechtslage auf, die aktuell in den USA für Schäden durch Weltraummüll gilt: Wäre der Schrott zum Beispiel russischen oder chinesischen Ursprungs gewesen, wäre es für die Betroffenen laut des Onlinemagazins Ars Technica leichter gewesen, eine Entschädigung zu erhalten. Denn hierbei greife die sogenannte Space Liability Convention, die vor 50 Jahren zwischen den Weltraummächten vereinbart wurde. Ist der Müll hingegen US-amerikanischen Ursprungs, gibt es keine einfache und vereinheitlichte Vorgehensweise.

Genau so eine Vorgehensweise möchte die Familie aus Florida in einem Präzedenzfall jetzt erreichen. Deswegen sei auch die Schadensersatzforderung für US-amerikanische Verhältnisse bescheiden geblieben, teilte die Anwältin der Familie mit. In Gesprächen mit der NASA und nach Ausfüllen eines Formulars hat die Weltraumagentur jetzt sechs Monate Zeit, den Vorgang zu prüfen. Sie könnte dann die Familie zum Beispiel unter Anwendung des Federal Tort Claims Act entschädigen. Das US-Gesetz aus dem Jahre 1946 erlaubt dies jedoch nur bis zu einer Höhe von maximal 25.000 US-Dollar. Weitergehenden Entschädigungen müsste der US-Generalstaatsanwalt zustimmen. Die NASA kann aber auch einfach ablehnen – für diesen Fall hat die Familie bereits den Gang zu einem US-Bundesgericht angekündigt.

Bei dem Weltraummüll, der in das Dach der Familie krachte, handelte sich um ein mehr als 700 Gramm schweres Teil einer Inconel-Metalllegierung. Diese gilt als korrosionsbeständig und ist für Hochtemperatur-Anwendungen vorgesehen, weshalb sie den Sturz aus dem All so gut überstehen konnte. Das Teil sollte nach seinem Austausch an der ISS eigentlich mit einem alten Raumfrachter in der Atmosphäre kontrolliert verglühen. Weil dessen Abflug verpasst wurde, entschied sich die NASA für einen unkontrollierten Absturz.

Der Fall könnte laut der Weltraumbehörde einen Präzedenzfall schaffen. Da Experten schon lange eine Zunahme von Weltraummüll vorhersagen, der auf der Erde einschlägt, hätte ein Einlenken der NASA bzw. der US-Regierung weitreichende finanzielle Folgen.

(mki)