Weltraumteleskop Euclid: "Rasiermesserscharfe" Fotos von Galaxien und Sternen

Die ersten hochaufgelösten Farbbilder des Weltraumteleskops Euclid begeistern nicht nur die Verantwortlichen der ESA. Die Detailschärfe ist beeindruckend.

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Blau-rotes Bild des Nebels mit der ikonischen Form

Der Pferdekopfnebel im Sternbild orion, aufgenommen von Euclid

(Bild: ESA/Euclid/Euclid Consortium/NASA, image processing by J.-C. Cuillandre (CEA Paris-Saclay), G. Anselmi, CC BY-SA 3.0 IGO)

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Vier Monate nach dem Start des Weltraumteleskops Euclid hat die Europäische Weltraumagentur ESA fünf erste Bilder veröffentlicht, die das ganze Potenzial des Instruments unter Beweis stellen sollen. Auf einem sind 1000 Galaxien in einem vergleichsweise nahen Galaxienhaufen und mehr als 100.000 weitere im Hintergrund zu sehen. Drei andere zeigen zwei Galaxien und einen Sternenhaufen in beispielloser Detailschärfe, auf dem fünften ist der bekannte Pferdekopfnebel zu erkennen. Die "rasiermesserscharfen Bilder" zeigen, dass das Gerät bereit dafür ist, die umfangreichste dreidimensionale Karte unseres Universums zu erstellen, anhand derer weiter Geheimnisse enthüllt werden sollen, schreibt die ESA.

Die ersten Forschungsbilder von Euclid (10 Bilder)

Der Galaxiencluster Abell 2390
(Bild: ESA/Euclid/Euclid Consortium/NASA, image processing by J.-C. Cuillandre (CEA Paris-Saclay), G. Anselmi, CC BY-SA 3.0 IGO)

Anders als etwa das hochmoderne Weltraumteleskop James Webb ist Euclid dafür ausgelegt, besonders scharfe Aufnahmen des Sternenhimmels auch im sichtbaren Licht zu machen. Auf denen soll die ganze Bandbreite an Himmelskörpern abgebildet werden, von den hellsten Sternen bis zu den lichtschwächsten Galaxien. Anhand der so ermittelten Gestalt, Entfernung und Bewegung von Milliarden Galaxien soll ein beispielloser Himmelsatlas erstellt werden, der uns etwas über jenen Teil des Kosmos verrät, den wir nicht sehen können. Die verantwortlichen Forscher und Forscherinnen wollen damit ermitteln, wie Dunkle Materie und Dunkle Energie mit ihrem subtilen Einfluss auf die sichtbare Materie das Universum prägen.

Die jetzt vorgestellten Aufnahmen zeigen die ganze Bandbreite von Euclid. Auf der ersten Aufnahme sind nicht nur hunderte Galaxien im sogenannten Perseus-Cluster, sondern auch zahlreiche bisher unbekannte Galaxien im Hintergrund zu sehen. Einigen seien so weit entfernt, dass ihr Licht 10 Milliarden Jahre zu uns gebraucht hat. Der Galaxiencluster ist eine der massereichsten Strukturen überhaupt und Euclid soll dabei helfen, den Anteil von Dunkler Materie und Dunkler Energie an seiner Entstehung zu enthüllen. Auch die ebenfalls in beeindruckender Schärfe abgebildeten Galaxien IC 342 und NGC 6822 sollen bei der Aufdeckung dieser Einflussnahme helfen.

Mit NGC 6397 hat Euclid außerdem den zweitnächsten Kugelsternhaufen fotografiert, herausgekommen ist eine geradezu funkelnde Aufnahme. Abgesehen von Euclid haben wir derzeit kein Teleskop, dass solch eine Ansammlung hunderttausender Sterne in einer einzelnen Beobachtung ins Visier nehmen und dabei gleichzeitig so viele einzelne Sterne auflösen kann, schreibt die ESA. Solche Objekte sollen Einblick in die Geschichte der Milchstraße geben. Von Aufnahmen wie jener des Pferdekopfnebels erhoffen sich die Forschenden derweil viele neue Funde von dunklen und bisher unbekannten Exoplaneten und gerade entstehender Sterne.

Zusammen beweisen die Aufnahmen, dass die Instrumente des Teleskops äußerst gut funktionieren, meint die ESA. Schon für sich allein seien die Aufnahmen immens wertvoll und dürften jetzt ausgiebig analysiert werden, gibt sie sich überzeugt. In dem Weltraumteleskop ist mit dem VIS (Visual Imager Instrument) eine der größten Digitalkameras im Weltall verbaut. Sie besteht aus 36 CCD-Chips mit einer Auflösung von insgesamt 609 Megapixeln und deckt den Spektralbereich von 550 bis 900 Nanometer ab. Das NISP umfasst 16 CCD-Chips für Nahinfrarotaufnahmen löst mit 64 Megapixeln auf. Es deckt den Bereich von 900 bis 2000 Nanometer ab. Nach dem Start im Juli waren zwar Probleme aufgetaucht, auf die Forschungsarbeit sollen die sich aber nicht auswirken.

(mho)